Theaternachrichten Dresden (Linkesches Bad und Hoftheater), Mai–Juni 1817 (darunter “Das Gut Sternberg” und Erwähnung der Arbeit an der “Jägersbraut”)

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Theaternachrichten aus Dresden.

Mit dem Lustspiel das Gut Sternberg von Frau v. Weißenthurn, ward am zweiten Pfingstfeiertage die Bühne auf dem Linkeschen Bade, bei vollem Hause eröffnet. Frau Schirmer, die nach ihrer Rückkunft von Berlin, zum ersten Male wieder auftrat, ward mit lautem allgemeinen Beifalle begrüßt. Alle Hände klatschten, und aus dem Parterre, wie aus allen Logen, erscholl ein freudiges „Willkommen.“ Man ist über die günstige Aufnahme in Berlin, von der unser aller Liebling mit der ihr eigenen Bescheidenheit, und dankbarem Anerkenntniß spricht, sehr erfreut.

Die Beurtheilungen unsers Günstlings, die wir bis jetzt in mehreren öffentlichen Blättern über ihre Darstellungen auf der, von uns sehr hoch geachteten Berliner Bühne gelesen, haben uns alle erfreut, denn es that uns die Unpartheilichkeit wohl, mit der die Fremde, in dem Nachbarlande, vor den Schranken der gründlichen Kritik, behandelt worden ist. Eine Bemerkung nur – sie stand in der Vossischen Zeitung in der Kritik der, von Frau Schirmer, im Egmont gegebenen Rolle – schien uns, auf richtiges Erkenntniß der Individualität der Künstlerin, nicht gestützt zu sein. Es wird ihr dort das Gefühl abgesprochen. Eine Frau aber – wir haben seit fast zwölf Jahren sie beinahe täglich gesehen – die bei fremden Leiden weint; die von der Freude hoch aufgeregt wird; die Elternglück, zu den reinsten Erdengütern zählt; die Religion und Tugend im keuschen Busen heilig bewahrt; die auf deutsche Frauenehre mit schwärmerischer Strenge hält; die durch ihr sinnvolles Spiel dem Auge des ehernsten Mannes, wie der leichtsinnigsten Frau, Thränen der Rührung, und dem trockensten Greisgram fröhliches Lächeln abgewinnen kann, und die uns alle noch im Zweifel läßt, ob bei ihrer Ausbildung zur vollendeten Schauspielerin mehr die Natur, oder die Kunst die Hand im Spiele hatte, – die Frau ist nicht ohne Gefühl. Nennt das, ihr Menschenkenner, ja nicht todt, nicht erkaltet, was unter dem aus hochachtbarem Grundsatz, freiwillig aufgelegten Gigantengewicht der Pflicht, halb erdrückt, | schläft, und nur in das Leben tritt, wenn es die Kunst fordert!

Fallen diese Blätter in die Hände der Frau v. Weißenthurn, so nehme sie den von vielen geäußerten Wunsch: die zwei letzten Akte ihres sehr gefallenden Lustspiels: das Gut Sternberg, den beiden ersten gelungeneren mehr zu verähnlichen; zwischen der Tochter des Richters und dem Gutsgewinner früher ein Liebesverhältniß statt finden zu lassen, und beide am Schlusse des Stückes mit einander zu verbinden, gütig auf; denn wird die Richtertochter überall mit der Naivität, mit dem Liebreitz gegeben, wie von Mad. Schirmer, so wird das arme hübsche Mädchen überall bedauert werden, das am sich nicht schließenden Schlusse des Stücks sogar leer ausgehen soll. Man hat diese Unbilligkeit hier gefühlt, und läßt das Lustspiel mit einem Walzer enden, in dem der Gutsgewinner mit der Richtertochter wenigstens tanzt; aber ein so herrliches liebendes Mädchen will mehr als tanzen – Nachdem der Vorhang gefallen, wurden Frau Schirmer und Hr. Regisseur Hellwig gerufen. Wahrscheinlich hatte erstere, weil wir aus Furcht, es sey wider den Anstand, nie sehr laut rufen, ihren Namen nicht gehört; darum erschien nur letzterer. Er äußerte, daß er für den Beifall danke, wenn er gleich nicht wisse, ob derselbe seinem Spiele, oder dem neuen Lokale gehöre. Es galt wohl beiden zugleich, denn er hatte die Rolle des Gutsgewinners mit recht lieber Laune und Lebendigkeit gegeben; und die Mehrzahl des Publikums, die es gern sieht, daß im Sommer auf dem Bade gespielt wird, zollte ihm ihren Dank, daß er von Seiten der Regie, die vielen Schwierigkeiten beseitigt hatte, die dieser neuen Einrichtung allerdings im Wege liegen.

Hr. Wilhelmi, der in mehreren öffentlichen Blättern, von der braunschweiger Direktion, wortbrüchig und unredlich gescholten worden, scheint dadurch, daß er mit keiner Rechtfertigung heraustritt, von dem Publikum etwas in den Hintergrund gestellt zu werden. Sonst galt das alte deutsche Sprichwort, „Ein Mann, ein Wort.“ Der richtige Takt unsers Publikums, den Mann, der sein Wort gebrochen, nicht mehr so gern zu sehen, als sonst, giebt den erfreulichen Beweis, daß wir hier mehr deutsch sind, als manche glauben wollen.

Die neue Oper von Kind, die Jägerbraut, liegt unserm verehrten Maria von Weber zur Komposition vor; man darf sie daher ungefähr gegen Anfang des Winters auf der Bühne erwarten.

Im Einstudiren neuer Sachen scheint jetzt kein sonderlicher Fleiß obzuwalten. Die allen Bühnen so ungünstige Sommerzeit dürfte es wohl räthlich machen, das Widerholen älterer Stücke, hauptsächlich für den Winter aufzubehalten, und vorzüglich in den Sommermonaten, neue zu geben. – In Kurzem hoffen wir, Hrn. Lemm, auf seiner Reise von Berlin ins Bad, und Frau Grünbaum, auf ihrer Rückreise von Berlin nach Prag, bei uns zu sehen. In der Regel sind die Gastrollen der Theaterkasse nicht sehr ersprießlich, weil die Gäste gewöhnlich in solchen allgemein beliebten Stücken auftreten, die auch ohne sie würden besucht werden; indessen bei Gästen von so geachteten Namen, als die beiden oben erwähnten, findet gewiß eine glückliche Ausnahme Statt. – Frl. Krickeberg geht in einigen Tagen von hier ab, und wird sich nach Prag wenden. Hr. Gned, welcher hier engagirt werden sollte, mußte, aus Ursachen, die außerhalb der Gränzen des Künstlerwesens liegen, und ihm nur hier entgegen standen, seine desfalligen Aussichten aufgeben, ward aber, der Billigkeit gemäß, möglichst entschädigt. – Sonn= und Feiertags soll den Sommer über nun im Theater auf dem Bade, und an den übrigen Tagen, im Theater in der Stadt gespielt werden. In jenem ist der Anfang um 6, in diesem um 7 Uhr angesagt; auch sind in jenem die Eintrittspreise niedriger als in diesem; der höchste (in den Logen des ersten Ranges) beträgt 12, der geringste (die Gallerie) 4 Gr. Ist für die Inhaber der Logenplätze im Stadttheater das auf den Gängen hinter den Logen, übliche Trampeln der Bedienten und anderer, diesen an Erziehung gleichen Personen, unerträglich; so ist es für die im linkeschen Badetheater noch zehnmal mehr, weil da die Gänge aus bloßen dünnen Brettern bestehen, und auf diesen die unziemlichen Tritte jener Trampelthiere, wie Donnerschläge, durch das ganze Haus dröhnen, daher ist die hier und da lautwerdende Versicherung, daß die Gänge mit Fries belegt, und die Logenschließer angewiesen werden sollen, das starke Auftreten zu untersagen, den Betheiligten sehr angenehm zu hören.

Editorial

Creation

Tradition

  • Text Source: Dramaturgisches Wochenblatt in nächster Beziehung auf die königlichen Schauspiele zu Berlin, vol. 2, issue 51 (21. Juni 1817), pp. 403–404

Text Constitution

  • “Greisgram”sic!

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