Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater und Linkesches Bad vom 31. August bis 17. September 1819

Back

Show markers in text

Am 31. August. In der Stadt. Johann von Paris.

Am 3. Sept. Auf dem L. Bade. Zum ersten Male, und wiederholt am 5ten, 10ten und 12ten d. Mon. Die Teufelsmühle am Wienerberg (berge), Volksmährchen mit Gesang in vier Akten, von Hensler; die Musik von Wenzel Müller. Was wir in Nr. 218 des vorigen Jahrgangs bei der Aufführung des Teufelssteins gesagt haben, können wir bei dieser Vorstellung Wort für Wort wiederholen, denn die Teufelsmühle ist die Schwester des Teufelssteins, und die Familienähnlichkeit ist so stark, daß man sie, selbst dem Personal nach, für Zwillinge halten kann, nur scheint der Bruder noch etwas mehr Geist zu haben, dagegen aber die Schwester, wie billig, noch mehr Putz. Auch übertreiben’s nun einmal die Damen gern, daher hier statt einer, drei Himmelfahrten, statt der zwebeinigen Hühner, zweibeinige Esel, und bei Otto von Löwenstein gar sieben Mordthaten. Nun, man komme und sehe, und wenn man nur etwas gute Laune mitbringt, und natürlich jeden höhern kritischen Anspruch an die Dichtung, die freilich ansehnlich dicht und nicht eben fein ist, zu Hause läßt, so wird man von dem durch den Herrn Maschienen-Inspector Lißmann geleiteten Aufwand von Verwandlungen nach innen und außen, oben und unten, den mehr als zwölffachen Gestaltenwechsel von Mad. Hartwig, die diese ermüdende Partie gefällig übernommen hat, und besonders als Köhlermädchen und alte Frau zugleich gewiß höchst komisch überrascht, und die Gewandheit, Sicherheit und das Talent der kleinen Klara Wagner als Jeriel, wie hier der Pipi vornehm getauft worden, heiter unterhalten werden.

Am 4. September. In der Stadt. Maria Stuart.

Am 7. Sept. Ebendas. Nathan der Weise. Das Publikum war in diesen beiden Vorstellungen, trotz des braven Spieles der Hauptpersonen, kalt wie Eis. Um so rühmlicher für die Darsteller, deren innre Wärme unverkennbar fortwirkte.

Am 11. Sept. Ebendas. Das Taschenbuch. Hierauf: Zwei Worte, oder die Nacht im Walde.

Am 13. Sept. Ebendas. La testa di Bronza.

Am 14. Sept. Auf dem L. Bade. Das Incognito. Origin. Lustspiel in 4 Akten, von Ziegler. Neu einstudirt. Vor mehrern Jahren fand ¦ dieses Stück (wohl mehr Schauspiel als Lustspiel) großen Beifall und nicht mit Unrecht, denn die Verwicklung ist, besonders als sie noch durch Neuheit überaschend wirkte, gut, es ist Leben in den Scenen, und manche Charactere sind interessant gehalten. Dies ist noch jetzt der Fall bei dem polternd gutmüthigen Major, den Herr Hellwig ganz vorzüglich darstellt, dagegen gurlet für die Jetztzeit Rosalie, mit Innigkeit und recht brav von Dem. Tylly gegeben, wohl zu sehr, und manche Unkenntniß derselben ist gar zu naiv. Der Dialog ist nicht selten witzig, wenn er ernst wird aber etwas zu breit. Man sieht, daß das Stück in früherer Zeit geschrieben ist, wo die Abgänge noch nicht so klassisch waren als jetzt, der Dichter hat sich manche gute Gelegenheit dazu, mithin auch dem Schauspieler zum Applaus entgehen lassen, denn selten wird ja doch jetzt anderswo geklatscht, als zum Dank beim Abschiede. Herr Pellet, ein neuengagirtes Mitglied unsrer Bühne, gab den Kadet. Er war feurig und lebendig, wohl beides nur etwas zu sehr. Seine Jugend berechnet zu guten Hoffnungen, nur hüte er sich vor zu schnellem Herauspoltern der Worte, die dadurch leicht unverständlich werden. Etwas singendes im Tone wird sich von selbst verlieren.

Am 17. Sept. Ebend. Das Vogelschießen. Lustsp. in 5 Akten, von H. Clauren.

Editorial

Summary

Chronik Dresden, Hoftheater und Linkesches Bad vom 31. August bis 17. September 1819; dabei besonders über “Die Teufelsmühle am Wienerberg” von Müller und “Das Incognito” von Ziegler

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 227 (22. September 1819), f 2v

        XML

        If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.