Korrespondenz-Nachricht aus Italien

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Unter den größern Provinzialstädten verdient auch Ascoli ausgezeichnet zu werden. Hier gefiel Generali’s Contessa’di Colle erboso nicht so, wie sie es verdient hätte, dagegen Fioravanti’s Moglie di due mariti um so mehr. Die Florinda Michelessi singt diese gefühlvolle Musik sehr gut und mit ungemeinem Ausdrucke, auch füllen die beiden Buffo’s, Paolo Bini und Franc. del Merdico vollkommen ihren Platz. Die dritte Oper wird Rossini’s Aschenbrödel seyn.

In Brescia erschien am 30. Jan. als neue Oper: Tankred von Rossini. Die Marchesini war trefflich in der Hauptrolle und wurde mehr als einmal gerufen. Die Asti fesselte ein wahrhaft panisches Schrecken, und nur der Beyfall des Publikums konnte es ein wenig bewältigen. Auch der Tenor Becchi gefiel durch seine angenehme Methode des Gesangs. Im Ballet gefielen die beiden Schwestern Chabars, und man kann wirklich sagen, daß die Direction alles that, um sich des allgemeinen Beifalls zu versichern, aber: nemo propheta in patria sua!

Auf dem Theater della Fortuna in Fano gibt man Pärs Agnese und in ihr glänzt dessen Gattin Riccardi Pär als Prima Donna. Mit ihrer trefflichen Stimme und dem ihr eignen mimischen Ausdrucke wußte sie jedes Herz unwiderstehlich für die erhabnen Gefühle zu öffnen, welche diese edle und ernste Musik einflößt. Das Publikum war dankbar und beehrte sie mit den wiederholtesten Beifallsbezeugungen. Auch der erste Tenor L. Granci und der Baß Majoranini als Uberto gefielen.

Als zweite Oper kam in Genua, die Ginevra in Scozia auf die Bühne. Die Mosca gefiel mehr im Aurelian in Palmira, die Bianchi mehr in dieser, auch der Tenor Lombardi fand in ihr einen bessern Wirkungskreis für seine Stimme.

Mit Schmerzen bedauert man in Palermo den Abgang des Tenors Donzelli, er ist einer der ausgezeichnetsten Künstler in seinem Fache.

In Pavia ergötzt man sich an Coccia’s Eveline als zweite Oper. Vor allen glänzt darin in Männertracht die Caravaglia; sie erinnert an die Mombelli, und kommt sie ihr auch nicht in Gestaltung gleich, doch gewiß im Spiel, und übertrifft sie in der Kraft und dem Umfange ihres trefflichen Contrealts. Ihr Lehrer Banderali hat große Ehre von dem allgemeinen Beifalle, den sie sich erwirbt. Dieses junge Mädchen wird einen ausgezeichneten Weg als Sängerin machen und vorzüglich in den Männerrollen gefallen.

Nicolinis Oper, Julius Cäsar in Gallien, gefällt in Rom in der Argentina immer mehr, die Pasta und Pellegrini, so wie Tachinardi zeichnen sich vorzüglich darin aus. Eben so triumphiren die Mombelli und die Sänger Rubini und Abbrosi im Theater Valle. So genießt Rom in diesem Carneval die Virtousität von 6 sehr großen Gesangskünstlern.

Mayer Beers Oper Semiramis erschien am 30. Jan. endlich in Turin*. Sie war zwar auf die Stimme der treulosen Borgondio berechnet, aber mit wenigen Abänderungen singt die Rolle der Königin von Babylon nun Carol. Bassi eben so trefflich, und spielt sie vielleicht noch meisterhafter als jene. Sie hat 8 große Parthieen zu singen, und Kraft und Wohllaut bleiben sich in allem gleich. Bo¦noldi spielt den herben Charakter des Iscano vortrefflich und die Dalmani zeigt in der wichtigen Rolle der Scitalde die brave Künstlerinn. Der Compositeur entwickelt in mehrern Musikstücken wahrhaft klassische und ganz neue Gedanken und Motiven, ohne deshalb von den strengen Gesetzen der harmonischen Regel abzuweichen, alles belebt er mit der Philosophie der Kunst die sich den Leidenschaften und Situationen aneignet. Der Gesang benutzt das Beste aus dem neuern italienischen Geschmack, und verbindet es besonders in der Instrumentirung mit den Vollkommenheiten der deutschen Theorie.

In Vicenza spielt man Mosca’s Farçe, der Philosoph, zum unbeschreiblichen Vergnügen der Zuhörer. Jeder Künstler ärntet allgemeinen Beifall. Rosich und Casioletto werden nach ihrer Arie stets gerufen, auch Tavani ist sehr brav. Vor allen aber zollt man das enthusiastische Lob der Primadonna Grazioli. Ihre Part ist für den Contreast geschrieben, und sie hat also die beste Gelegenheit, ihre kräftige Stimme vollkommen zu entfalten. Vor allen aber ist bei so großer Jugend und Neuheit auf der Bühne ihr treffliches Spiel zu bewundern.

Editorial

Summary

Korrespondenz-Nachricht aus Italien

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung. Beilage, Jg. 3, Nr. 102 (29. April 1819), f 3r

Text Constitution

  • “Motiven”sic!
  • “Ihre”sic!
  • “Contreast”sic!

Commentary

  • “… 30. Jan. endlich in Turin”Semiramide riconosciuta, Text nach dem Libretto von Pietro Metastasio (UA auch mit 3. Februar 1819 im Teatro Regio angegeben).

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