Bericht über die Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg

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Quedlinburg, vom 23. July.

Der zweyte Julius dieses Jahres, der Säculartag von Klopstocks Geburt, ist auch in seiner Vaterstadt Quedlinburg feyerlich begangen worden. Schon am ersten Julius fand eine musikalische Vorfeyer Statt, in welcher mehrere ausgezeichnete Werke der Tonkunst, unter andern Mozart Hymnus an die Gottheit, von einem ausgewählten, aus einigen Hundert Musikern und Sängern bestehenden Orchester unter der Direktion des berühmten Carl Maria von Weber aufgeführt wurden. Am Abend dieses Tages war das Haus, in welchem Klopstock vor hundert Jahren geboren ward, festlich bekränzt und erleuchtet, und wurde von einem zahlreichen Chor mit Gesang und Musik begrüßt. Am folgenden Tage, Morgens um neun Uhr, versammelten sich einige Tausend Zuhörer, aus der Nähe und Ferne, in der hiesigen Schloßkirche, in welcher der von Klopstock gedichtete und von Naumann componirte Psalm: „Um Erden wandeln Monde,“ dann die Ostern-Cantate von Friedrich Schneider und der dritte Theil von Händels Messias unter derselben Leitung und von demselben Orchester-Personal, wie am Tage vorher, vortrefflich aufgeführt wurden. Die Künstler, welche zu dieser musikalischen Feyer mitwirkten, und viele andere Fremde, speisten zu Mittage auf dem Schlosse, wo Klopstocks unvergeßlichem Andenken mit inniger Rührung ein voller Becher geweiht wurde. Am Nachmittage dieses Tages wurden in der Rede-Uebung des hiesigen Gymnasiums mehrere der vortrefflichsten Oden und Gesänge des gefeyerten Dichters, welche die merkwürdigsten Epochen seines Lebens und die hervorstechendsten Züge seines Geistes und Charakters bezeichneten, sowie auch andere ausgewählte Stücke deutscher Meister, vorgetragen; am Abend war das Geburtshaus des Dichters wieder erleuchtet und mehrere Tausend Menschen strömten von dort nach dem bey der Stadt belegenen Park, der Brühl genannt, wo zwey zahlreiche Musikchöre ihre Harmonien bis in die Nacht hinein ertönen ließen. Kein Unfall störte die Feyer, und die allgemeine freudige Rührung, womit sie begangen ward, machte sie ihres großen Gegenstandes würdig, und erhob sie zu einem wahrhaften Nationalfeste. Dadurch möchte sich überhaupt dieselbe von den an andern Orten auf gleiche Veranlassung veranstalteten Feyerlichkeiten unterscheiden, daß nich bloß Gelehrte und Hochgebildete, sondern, daß alle Stände des Volks – denn für alle hat Klopstock segensreich gewirkt – daran Theil nahmen, und so nicht bloß ein Verein einzelner Verehrer, sondern eine ganze Stadt, ein ganzes Volk dem Andenken des unsterblichen Sängers das treugemeynte Opfer des Dankes und der Verehrung darbrachte. Eine ausführliche Beschreibung dieser Säcularfeyer, in welche auch die bey dieser Gelegenheit erschienenen Gedichte werden aufgenommen werden, wird bey Gottfried Basse in Quedlinburg erscheinen. Zur Sammlung von Beyträgen für das dem großen Dichter in Quedlinburg zu errichtende Denkmal, wird mit Nächstem geschritten werden. Gegen 500 Thlr. sind theils aus dem Ertrage des Musikfestes, theils aus bisher schon eingegangenen Beyträgen zu diesem Zweck vorhanden.

Editorial

Summary

Bericht über Klopstocks Säkularfeier, Quedlinburg

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler; Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Magdeburgische Zeitung, Jg. 1824, Nr. 90 (27. Juli 1824)

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