Aufführungsbericht Prag, Ständetheater: 2. bis 25. Februar 1816

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Theater-Chronik von Prag.

Monat Februar.

Den 2. Die Seelenwanderung oder der Schauspieler wider Willen auf eine andere Manier, Posse von Hrn. v. Kotzebue. Trotz des vortrefflichen Spiels des Hrn. Gerstl (Pfiffig) und Hrn. Allram (Murrkopf) erhielt dieses kleine Stück doch nur sehr getheilten Beyfall, und man kam darin überein, daß es von allen heurigen Almanachstücken des Hrn. v. K. am aller wenigsten Werth habe.

Den 5. Richard Löwenherz, Oper in 3 A. von Gretry. Dieses längst anerkannte musikalische Werk erschien nach einer Ruhe von mehreren Jahren wieder zum Erstenmal auf unsrer Bühne. Hr. Ehlers gab den Blondel mit der höchsten Wahrheit und Einsicht, auch Mad. Czegka stellte die Gräfin, und Dem. Brand die junge Fanny sehr brav dar, und das Ganze erfreute sich eines reichen Beyfalle.

Den 11. Drey Väter auf einmal, Posse von Hrn. v. Kotzebue und: Die Strickleiter, Oper in 1 Aufzuge von Gaveaux. Das erste Stück, obschon nicht eben in hochkomischem Styl gearbeitet, hat doch recht drollige Situationen und Charaktere, und mußte, da es vortrefflich gegeben wurde, sehr gefallen. In der That schien, als hätten unsre komischen Künstler einen Wettstreit eingegangen, und es that dem Kunstfreund die Wahl weh, ob er den Kranz Hrn. Wilhelmi, Reinecke, Gerstel oder Allram reichen solle. Doch gebührt wohl dem letztern für dießmal der Vorzug, da [er] in der darauf folgenden Operette einen ganz verschiedenen Charakter eben so meisterhaft gab, und so die schwere Aufgabe löste, an einem Abend zwey komische Charaktere darzustellen, ohne daß der zweyte auch nur im kleinsten Zuge an den ersten erinnert. Uebrigens hatte die Strickleiter das gewöhnliche Schicksal der Opern in einem Akte, und erhielt nur getheilten Beyfall.

Den 18. Klara von Montalban, Trauerspiel in 5 Akten nach Mad. de Genlis, von Elise Bürger. Diesem Trauerspiel – dem man übrigens manche interessante Szene und Situazion, und eine Menge von Theatercoups nicht absprechen kann – merkt man die weiblichen Federn und den französischen Ursprung sehr an, denn es tobt darin eine überspannte Leidenschaftlichkeit, die durch eine gewaltige Portion von Empfindsamkeit und moralische Virtuosität nur schlecht niedergeschlagen wird. Die Hauptpersonen, Mad. Sonntag (Klara) Hr. Wilhelmi (Montalban) und Hr. Bayer (Herzog von Ardennes) gaben ihre Rollen vortrefflich, und wurden mit rauschenden Beyfallsbezeugungen hervorgerufen. Doch hatte der letztere das Haus schon verlassen, und Hr. Allram dankte an seine Stelle.

Den 21. (Zum Besten des Hrn. Siebert.) Der Apotheker und Doktor, komisches Singspiel in 2 Aufzügen von Hrn. v. Dittersdorf Die gegenwärtige Erscheinung dieser ehemals so beliebten komischen Oper gab einen vollständigen Beweis, welche Revolution der Kunstgeschmack in der Oper erlitten; denn, obschon die Hauptrollen recht gut besetzt waren, und sogar Mad. Grünbaum mit ihrer Wunderkehle zur Verherrlichung der Darstellung mitwirkte und die Leonore übernommen hatte, so ward doch der Oper meist nur der Beyfall der Gallerie zu Theil und sie wird sich schwerlich auf dem Repertoir erhalten. Sehr vorzüglich gab Hr. Ehlers den Sichel, Dem. Brand die Rosalie und Hr. Allram den Stößel, aber einer besonderer Auszeichnung ist Mad. Allram als Claudia würdig, deren Fortschritte in der darstellenden Kunst in der That bewundernswerth sind.

Den 25. Der travestirte Hamlet, Posse mit Gesang in 3 Akten. Das Glück, welches der travestirte Aeneas gemacht hat, scheint die Direkzion bewogen zu haben, diesen Hamlet zum Faschingsstück zu erwählen, der jedoch wohl schwerlich seinem Vorgänger den Rang streitig machen wird. Hr. Allram gab den Hamlet mit weiser Mäßigung, eben so Hr. Gerstel den König (dessen großes Talent für dies Genre, doch hier keinen so glücklichen Spielraum fand als im Jarbas) und Hr. Wilhelmi den Geist, der uns jedoch im ersten Akt etwas zu ernst zu seyn schien, in welchen Fehler auch Mad. Allram (Ophelia) in der Wahnsinnszene verfiel. Das Ganze erhielt keinen ganz einstimmigen Beyfall.

Editorial

General Remark

nicht bei Buzga

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 64 (4. März 1816), pp. 251

    Commentary

    • seinerecte “seiner”.
    • besondererrecte “besonderen”.

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