Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, Mai 1816
Korrespondenz-Nachrichten.
(Prag. Monath May.)
Den 1. „Die Folgen einer einzigen Lüge.“ Benefiz des Herrn Löwe, der jedoch wegen Krankheit nicht spielte. Die Aufführung war, wie das bey einem so trefflichen Personale, wie das Prager Theater zählt, sehr gelungen. 2. „Die Schwestern von Prag.“ Herr Gned debutirte heute zum zweyten Mahl, entsprach sehr, und wurde vorgerufen. 3. „Das Gut Sternberg.“ 4. Der Hund des Aubri etc. 5. 6. 7. 8. Keine Vorstellung wegen den Trauerfeyerlichkeiten der höchst seeligen Kaiserinn Mayjestät‡. 9. Wer ist der Bräutigam? Die Aufführung war so vollendet, daß die sämmtlichen mitwirkenden Mitglieder vorgerufen wurden. 10. „Johann von Paris.“ Herr Stöger erschien als Johann. Seine schöne Stimme und sein gewählter Vortrag erhielten rauschenden Beyfall. Er wurde lärmend gerufen. 11. „Des Haßes und der Liebe Rache.“ 12. [„]Der Hund des Aubri.“ etc. 13. „Wer ist der Bräutigam?[“] 14. „Die Vestalinn.“ 15. „Die kluge Frau im Walde.“ 16. „Der Hund des Aubri“ etc. 17. „Der Strohmann,“ dann „drey Väter auf einmahl.“ 18. „Aschenbrödl.“ 19. „Aeneas.“ 20. „Der Straßen|räuber aus kindlicher Liebe.“ Herr Karsten gab eine Gastrolle und genügte nicht. Sein Spiel ist ausdruckslos und verwischt. Die frühere Kritik in diesen Blättern schildert ihn sehr treu. 21. Zum Benefiz des Herrn Grünbaum: Athalia, Oper; die Musik von Herrn Baron von Poißl. Einzelne Schönheiten in der Musik wurden mit hoher Würdigung aufgenommen. Aus dem Ganzen geht ein so seltenes Streben nach Originalität hervor, daß der Effekt für die Cassa nicht entsprechen wird. 22. „Die Schweizerfamilie.“ Madame Gervais vom Carlsruher Theater, erschien in ihrer ersten Gastrolle als Emeline. Fürwahr eine Künstlerinn vom ersten Range, welche als Schauspielerinn jeder Forderung entspricht und als Sängerinn beynahe eben so hoch steht. Referent hält sie für die erste Emeline aus allen, die er je sah, und diese beschränkten sich nicht bloß auf Prag allein. Sie wurde stürmisch gerufen; eine gleiche Auszeichnung widerfuhr auch dem Herrn Stöger und Gned, welche sich rühmlich auszeichneten. Madame Gervais wurde auf zwölf Gastrollen verschrieben und läßt uns noch viele angenehme Genüße erwarten.
(Fortsetzung folgt.)
Editorial
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Charlene Jakob
Tradition
-
Text Source: Wiener Theater-Zeitung, Jg. 9, Nr. 47 (12. Juni 1816), pp. 180–181