Aufführungsbesprechung der Oper Euryanthe von Carl Maria von Weber in Kassel am 28. Juli und 24. Oktober 1824

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M. von Webers Euryanthe hat hier trotz der ziemlich gelungenen Darstellung – keinen großen Beifall gefunden, während dessen Freischütz noch immer zu den Lieblingsopern unsers Publikums gehört und stets ein volles Haus macht. Daß die erste Vorstellung jener, am Geburtsfeste unsers Kurfürsten (28. Juli) still vorüber ging, war natürlich, da man an diesem Tage, wo der geliebte Landesvater auch im Theater mit jubelndem Zurufe bewillkommnet wird, sich aller Zeichen des Beifalls oder Tadels über die ¦ Oper und deren Darsteller herkömmlicher Weise enthält; allein auch bei der zweiten Aufführung (24. Oktober) ließen sich kaum dann und wann schwache Zeichen des Beifalls vernehmen, – Ref. hält dafür, der berühmte Komponist habe der Macht seines Genies zuviel vertraut, indem er die matte Dichtung dieser Oper in Musik setzte. Möchten doch die deutschen Opernkomponisten in der Wahl ihrer Operntexte vorsichtiger zu Werke gehen; die Erfahrung lehrt ja täglich, dass dem großen Haufen (welcher doch nun einmal entscheidet, ob eine Oper Glück machen soll, oder nicht,) eine gute Dichtung immer Hauptsache, die Musik aber Nebensache bleibt, letztere müßte denn durch einen überaus großen Reichthum gefälliger Melodien (welcher freilich in der Euryanthe nicht zu finden ist) das Uebergewicht behalten. – M. v. Weber hat unbestritten in dieser Oper sehr viel Werthvolles, mitunter Herrliches und Meisterhaftes geschaffen, mehre Musikstücke würden jedoch – nach des Ref. Ansicht – noch mehr ansprechen, wenn der Komponist in denselben den Sängern wie dem Orchester nicht so übergroße Schwierigkeiten aufgebürdet und besonders die Eigenthümlichkeit der Instrumente mehr berücksichtigt hätte.

(Schluß folgt.)

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Bandur, Markus

Tradition

  • Text Source: Berliner allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 1, Nr. 50 (15. Dezember 1824), pp. 431f.

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