Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: November 1815

Back

Show markers in text

Theater.

Prag, den 19. Nov.: Gordon und Montrose, oder: Die Macht der Gefühle, Trauerspiel in 5 Aufzügen. Eine neue Bearbeitung des alten bekannten: Eduard Montrose, zwar in Versen, aber diese sind so holperig und nachlässig gearbeitet, daß man fast die alte trockene Prosa zurück wünschen möchte. Das Stück machte trotz des braven Spieles des gesammten Personals und einiger Theatercoups nur wenig Glück und wurde nur noch ein Mahl aufgeführt.

Den 22. Nov. (zum Besten des Herrn und der Mad. Allram) Johann von Wieselburg, Quodlibet in 2 Acten. Es ist in der That unbegreiflich, wie ein einsichtsvoller Künstler, wie sich Herr Allram in so vielen Rollen bewiesen, es übers Herz bringen konnte, eine triviale Posse zu wählen, die ohne alle Rücksicht auf Erschütterung des Zwerchfells – welches sie auch höchst selten bewirkt – zum einzigen Ziel zu haben scheint, alle Platituden und Gemeinheiten aufzuhäufen, die sich nur in den Raum von dritthalb Stunden hineindrängen lassen. Selbst die Rolle der beyden Helden des Tages sind nichts weniger als dankbar, und bloß Herr Allram als alter Ungar erntete in einem eben nicht züchtigen Liede den Beyfall einiger Muthwilligen, die sich jenes wiederhohlen ließen. Zur Ehre des Prager Publicums sey es gesagt, daß die Aufnahme dieses Kunstproductes im Ganzen so war, daß es die Direction nicht wieder zu geben für gut befand. ¦

Den 25. Nov.: Das Räuschchen (oder, wie der Zettel sagt, das Räuschgen), Lustspiel in 4 Aufzügen von Bretzner. Es scheint in der That, als habe die Direction beherzigt, daß die Ausbeute neuer Stücke, zumahl Lustspiele, doch gar zu arm sey, und es daher nicht übel gerathen wäre, das Repertoir aus der altern teutschen Kunst zu bereichern. Jeder Freund der Kunst wird es Herrn Liebich Dank wissen, daß er uns durch diese Auswahl einen genußreichen Abend gewährte, und daß er selbst durch seine meisterhafte Darstellung des Kaufmann Busch diesen Genuß so sehr erhöhte. Nächst ihm glänzte Herr Polawsky, welcher den Rath Brand unübertrefflich gab, und Dlle. Brand als Wilhelmine. Auch Mad. Junghans (Tante), Herr Reinecke (Dr. Wunderlich) und Dlle. Junghans (Julchen) spielten sehr brav, und auch die übrigen Rollen, welche vom Dichter ziemlich sparsam mit Interesse begabt sind, wurden sehr gut vorgestellt. Die lebhafteste Theilnahme des Publicums äußerte sich während der ganzen Vorstellung auf’s herzlichste und vereinigte sich am Schlusse des Stückes durch ein einstimmiges Hervorrufen des ganzen Personals.

[…]

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 4 (9. Januar 1816), pp. 16

        XML

        If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.