Aufführungsbesprechung Paris: “Oberon” von Carl Maria von Weber ab 25. Mai 1830 (Teil 2/3)

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(Forts. v. Nro. 143.) Die Hauptrollen in Oberon waren sehr gut besetzt, nämlich: Hüon von Bordeaux, Herzog von Guienne, Hr. Haizinger; Scherasmin dessen Knappe, Hr. Wieser; Rezia, Tochter des Kalifen von Bagdad, Mad. Schröder-Devrient; und Fatime, deren Sklavin und Gespielin, Mad. Schmidt. Oberon, der keine bedeutende Gesangparthie hat, wurde von Herrn Schäffer dargestellt. Dieß sind die Hauptpersonen, alle andern sind entweder nur redende, oder haben nur sehr wenig zu singen, und Referent übergeht sie daher mit Stillschweigen.

Die schöne Ouvertüre, welche man schon oft in den herrlichen Concerten des Conservatoriums gehört und bewundert hatte, verfehlte auch hier, obgleich sie von einem viel schwächer besetzten Orchester, als jenes des Conservatoriums, aufgeführt wurde, ihren Zweck nicht, und wurde mit rauschendem Beifalle bedeckt. Der darauf folgende Chor von Elfen und Feen ist sehr zart geschrieben, und hätte, gut gesungen, wie er es ward, bemerkt zu werden verdient; allein das Publikum ließ ihn stillschweigend vorübergehen. Hrn. Haitzinger’s Arie, die der Mad. Schröder-Devrient, so wie auch ein Duett zwischen letzterer und Mad. Schmidt, wurden beifällig aufgenommen; allein den Triumph des ersten Aktes feyerte das Finale, ein äusserst origineller Türkenchor, worin Rezia mit einem sehr lieblichen, dem italienischen Style sich nähernden Gesange glänzte, und Mad. Schröder-Devrient sich auf eine, ihrer würdigen Weise auszeichnete. Diesem Finale erging es, wie jenem des Fidelio; es erhielt großen Beifall, und mußte auf vieles Bis-rufen wiederholt werden.

Ein schöner Türkenchor, eine Romanze, die Mad. Schmidt recht gut sang, ein Quartett zwischen den vier Hauptpersonen, und eine große Scene der Rezia, worin Mad. S.–D. die vortreffliche Schauspielerin mit der pathetischen Sängerin verband, wurden im zweiten Akte ausgezeichnet. Die Barcarole, welche diesen Akt schließt, und die Dem. Roland recht hübsch vortrug, ging auch nicht unbemerkt vorüber, und paßte sehr gut zu einem | beweglichen Tableau, das im Hintergrunde der Scene vorgestellt wurde, und welches die deutsche Bühne ihrem geschickten Dekorateur, Hrn. Mühldorfer, verdankt.

Der dritte Akt begann mit dem aus v. Weber’s Eurianthe eingelegten, schönen Jägerchor, welchen man früher schon in den Concerten des Conservatoriums gehört und bewundert hatte, und der auch hier sehr gefiel und verdientermaßen applaudirt wurde. Eine von Mad. Schmidt sehr gut vorgetragene Romanze, und ein von ihr, und dem stets lustigen und heitern Hr. Wieser gesungens, sehr angenehmes Duett, wurden mit vielem Vergnügen gehört, und vom Publikum dankbar belohnt. Mad. Schmidt, für deren Stimme die Parthie der Fatime sehr gut paßt, sang und spielte recht hübsch; wir haben ihr nur einen leisen Vorwurf zu machen, den nämlich, daß sie ihre Stimme, welche, wie wir bereits im letzten Berichte über die Deutsche Oper bemerkten, recht viel Sonores hat, fast immer zu sehr anstrengt, wodurch sie viel von ihrem Wohlklange verliert. (Fortsetzung folgt.)

Editorial

Summary

Aufführungsbesprechung “Oberon” von Carl Maria von Weber in Paris

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Hesperus. Encyclopädische Zeitschrift für gebildete Leser, vol. 45, Nr. 144 (17. Juni 1830), pp. 574

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