Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: 29. Juni – 1. Juli 1816

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Theater.

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Prag. – Den 28. Juny: Joseph und seine Brüder in Egypten, Oper in 3 Aufzügen von Mehul. Wir erwähnen der Aufführung dieses zwar schon längst bekannten sinnigen Werkes, weil es in den beyden Hauptrollen neu besetzt war; nähmlich Herr Stöger gab den Joseph zum ersten Mahl und Herr Gned hatte den Jacob übernommen. Der erstere sang seine Parthie sehr brav, und wir bemerken mit Vergnügen, daß er auch im Spiele einige Fortschritte macht. Möchte er doch bald dahin kommen, die ¦ Toleranz, welche man den braven Tenoristen gewöhnlich gerne zugesteht, nicht mehr zu bedürfen. Herr Gned spielte den Jacob mit großer Wahrheit und Gemüthlichkeit, und sang viel kräftiger, als wir ihn noch je gehört haben. Nur wäre zu wünschen gewesen, daß Dlle. Brand die Rolle des Benjamin nicht abgegeben hätte; denn wenn gleich Dlle. Böhler d. j. diese Rolle recht artig gibt, so ist doch ihr Spiel, und zumahl ihre Stimme, noch etwas gar zu kindlich. Möge diese Bemerkung das talentvolle junge Mädchen nicht auf ihrer Bahn aufhalten, vielmehr aneifern, etwas mehr Ruhe in ihre Bewegungen zu bringen, und überhaupt mit denselben so haushälterisch als möglich umzugehen, damit sie nicht auf den Abweg einer heftigen Manier gerathe.

Den 29.: Die Aussteuer, Schauspiel in 5 Aufzügen von Iffland. Herr und Mad. Costenoble gaben den Commissär Wallmann und die Jungfer Jacobe Schmalheim als Gastrollen. Herr C. hatte heute nicht die glücklichste Wahl getroffen, da diese Rolle gewöhnlich von Herrn Director Liebich mit Vollendung vorgetragen wird, das Publicum überdieß mit seiner Ansicht derselben vertraut ist, und daher, ohne die Verdienste des Kunstgastes zu verkennen, doch nicht sogleich in die veränderte eingehen konnte. Mad. C. gefiel noch mehr als das erste Mahl, und es ist auch nicht zu läugnen, daß sie vollkommen in den Geist ihrer Rolle eingedrungen war. Mad. Sonntag stellte die Sophie mit Wahrheit und einem ganz allerliebsten Leichtsinne dar; nur die Rolle der Mad. Wallmann hatte man durch Mad. Liebich besetzt gewünscht. Herr Allram, welcher den Amtmann Riemen gab, wurde bey einem Abgange applaudirt – die Schlangen zischten – da er gerade noch umkehrt und noch ein Paar Reden zu sagen hat, so wurde er nach denselben, da er wieder abgegangen, mit dem größten Toben mitten im Acte vorgerufen. Herr Seewald und Mad. Sonntag mußten, da der Lärm kein Ende nahm, abtreten, und erst, als er sein stummes Compliment angebracht hatte, konnte sie ihre Scene zu Ende spielen. Am Schlusse wurde Herr Costenoble und Herr Allram hervorgerufen.

Den 1. July: Sorgen ohne Noth und Noth ohne Sorgen, Lustspiel in 2 A. von Kotzebue. Herr und Mad. Costenoble gaben den Magister Schnudrian und die Frau Louise als Gastrollen, und heute wurde uns zum ersten Mahl die Freude zu Theil, dieß würdige Künstlerpaar mit unserm Liebich zusammen spielen zu sehen. Dieß Triumvirat, unterstützt von den übrigen Mitspielenden, vorzüglich Mad. Brunetti (Pauline) und Herrn Polawsky (Wachtel) gewährte dem Publicum einen reichen Genuß.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 96 (10. August 1816), pp. 396

    Commentary

    • Louiserecte “Linse”.

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