Rezension: Konzert für Fagott (WeV N.14) von Carl Maria von Weber
Concerto per il Fagotto con Orchestra, composte*) da C. M. di Weber. Berolino, A. M. Schlesinger. Pr. 2 Thlr. 25 Sgr.
Das Fagott ist nach der Klarinette an Tonumfang unter den Blasinstrumenten das reichste. Doch ist dieser Tonumfang nicht so leicht und gefügig zu handhaben wie der der Klarinette. Der Tonumfang des Fagotts
ist in seiner ersten Oktave
zum Solospiel nicht sonderlich geeignet, theils weil die Töne für Gesangsfiguren zu tief liegen, und sonstige Passagen nicht deutlich hervortreten können, manche aber auch, der Griffe wegen, in den Passagen schwer herauszubringen sind. Die schönsten Töne des Fagotts liegen in diesem Umfange
[.] Hier sind sie auch gut zu handhaben und zu mancherlei Ausdruck anzuwenden. Obgleich das Fagott und das Horn sich zum eigentlichen Konzertspiel nicht ganz eignen, so wollen doch ausgezeichnete Männer auf diesen Instrumenten sich auch vor dem großen Publikum mit Allem was sie auf ihrem Instrument vermögen, hö|ren lassen, und das mit Recht. Doch finden diese Männer in der Regel einen kleinern Kreis von Zuhörern wie die Flötisten und Klarinettisten, auch finden sich unter den Fagottisten und Hornisten weniger Komponisten, und zwar aus dem Grunde, weil ihre Zahl viel kleiner ist, wie die der Vorigen, dann aber auch aus dem Grunde, weil jene Instrumente von den Dilettanten sehr wenig kultivirt werden, und daher die Kompositionen die sich für dieselben noch vorfinden, auch wenn sie vortrefflich sind, selten und nur mit Mühe einen Verleger finden. Diesem Allem nach haben von Zeit zu Zeit Komponisten von Ruf für das Fagott und das Horn Konzertstücke geschrieben. Wenn nun auch dergleichen Kompositionen in der Regel als Musikstücke mehr innern Werth haben, wie die Kompositionen, die manche Fagottisten und Hornisten zu Tage gefördert haben, si haben sie nicht selten für den Spieler manche Unbequemlichkeit, und diese entsteht aus der unvollständigen Kenntniß, welche der Komponist von dem Instrumente hat. Indessen greifen viele Spieler doch nach solchen Kompositionen, theils weil der Komponist allgemein als vorzüglich bekannt ist, theils weil die Komposition manches Schöne für das Instrument, überhaupt aber innern Gehalt hat. Das vorliegende Konzert hat manches Schöne und Passende für das Fagott, manche Passagen aber auch viel Unbequemes für den Spieler. Wird dieses Unbequeme aber überwunden, so genießt man aber auch ein gutes und gediegenes Musikwerk. Das erste Allegro F-dur C-Takt, hat viel Schönes und besonders macht sich das Solo sehr gut, welches bei den Triolen-Passagen von fuoco bezeichnet ist. Der zweite Satz, ein Adagio 3/8 Takt, ist an sich zwar trefflich, könnte aber mehr fließenden Gesang haben. Der dritte Satz, ein Rondo Allegro 3/4 Takt, wird, wenn es mit Feuer und Kekheit ausgeführt wird, sowohl den Spieler, wie den Zuhörer befriedigen, denn es enthält Angenehmes, aber auch Schweres.
Editorial
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Tradition
-
Text Source: Berliner allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 4, Nr. 9 (28. Februar 1827), pp. 69–70