Bericht über die Feierlichkeiten zu Ehren der am 21. November in Dresden angekommenen Prinzessin Amalie Auguste
Dresden. Am 20. November (1822) kam die Prinzessin Amalie von Bayern, von ihrem fürstlichen Bräutigam eingeholt, in unseren Gebirgsstadt Freyberg an. Froh begrüßend empfingen sie die Behörden und Einwohner des Orts; am Abend aber ward die Freude noch lauter, als sich die Bergleute, nach althergebrachter Sitte, zu feierlichem Aufzüge einten. In zierlicher, charakteristischer Kleidung schritten die geordneten Züge bei dem matten Schein flackernder Grubenlichter hin vor die Wohnung der Fürstin, und brachten ihr den Zuruf angemessener Gesänge. Die herbei geeilten Anwohner näherer und fernerer Umgegend füllten das Städtchen, und drängten sich durch die belebten Straßen. – Am folgenden Tage zog die Fürstin durch die an der Straße gelegenen, festlich mit Triumphbögen ländlicher Art geschmückten Dörfer hinab nach Dresden. Kannonendonner verkündete von den nächsten Höhen herab ihre Ankunft. Sechs sorgsam gewählte Rosse, die kein Jubelgeschrei, noch krachendes Geschütz aus dem sicheren und gemessenen Gange zu bringen vermochte, zogen die fürstliche Braut unter zahlreicher und gutgemeint bunter Begleitung (in offenem Wagen) durch die in den Straßen gehäufte Menschenmenge, dann unter einem mehr blumen- als sinnreichen Triumphbogen vor dem Rathhause hindurch, wo der begrüßende Stadtrath und die städtischen Innungen und Milizen ehrerbietig harrten. Also fuhr die Fürstin in das für ihre Zukunft nun heimatliche Schloß ein, wo sie von dem Fürstenhause freudig empfangen ward. Der nachherigen öffentlichen Festlichkeiten aber waren drei; nämlich, am zweiten Tage nach dem Einzuge eine allgemeine Erleuchtung der Stadt, wobei ein Paar Musik-Chöre auf den Hauptplätzen in den Ausdruck der Freude einstimmten; dann wenige Tage darauf eine italienische Cantate, von unserem Kapellmeister Herrn Morlacchi componirt, die bei glänzender Versammlung in dem größeren Opern-Saale aufgeführt wurde; und endlich ein deutsches Festspiel, von Herrn Robert gedichtet und mit einigen Musikstücken vom Kapellmeister Herrn Maria von Weber ausgestattet. Letztere Dichtung erlag der allgemeinen Schwierigkeit, in ähnliche ephemere Gelegenheitswerke Geist zu verweben, ganz augenscheinlich: sie paarte auf höchst seltsame Weise den personifizirten Lehr-, Nähr- uund Wehrstand mit mythischen Personen. Die Diktion anlagernd, so hörte man unter Anderem auch folgende etwas schwer schreitende Verse: „Des uns geheiligeten Sonnenhügels“ und: „Indes ihn drei Pilaster tragen, heben,“ Auch mißfiel die Eintönigkeit in dem doppelt seyn sollenden Reime einer fühfzeiligen Stanze mit folgenden Endungen: Königseichen – Zweigen – neigen – reichen – Friedenszeichen. Glücklicher Weise sprach diese Worte die lebhaft gewordenen Zukunft, von welcher sich Besserung hoffen läßt. Die vom Nährstand zu sprechenden Worte scheinen dem Dichter schwer geworden zu seyn, da er den Chorführer desselben also beginnen läßt: „Der Nährstand meint es treu und wahr,Obschon es gar nicht wollte glücken,Den Wunsch sein zierlich aus zu drücken“ –.
C.Editorial
Creation
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Responsibilities
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Tradition
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Text Source: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz, Jg. 7, Nr. 2 (3. Januar 1823), pp. 12