Aufführungsbesprechung Leipzig: Oberon von Carl Maria von Weber am 24. Dezember 1826

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Webers Oberon, aufgeführt in Leipzig
am 24. December 1826.

Leipzig hat die Ehre, in ganz Deutschland zuerst Webers Oberon auf die Bühne gebracht zu haben. Selbst Dresden, wo der Dichter ist, wo der Tonsetzer lebte, der ihn schuf, hat sich nicht so beeilt, das letzte Meisterwerk des genialen Webers aufzuführen, uns zuvor zukommen. Am 24. December sahen wir ihn zum erstenmale, den Geburtstag des verehrtesten Königs zu feiern. Ein Prolog von Herrn Hofrath M. Müller, den Herr Stein mit eben so viel Gefühl, als Geschmack vortrug, ging daher, wie recht, dem gekrönten Greise zu huldigen, voran, denn uns
„Ward – durch Friedrich Augusts Leben
Jedes Glückes Unterpfand gegeben!“
Und das feierliche Lebehoch des überfülltes Hauses bewieß, wie der Redner die Gefühle aller Herzen ausgesprochen hatte. – Wenn indessen Leipzig die Ehre hatte, bei dieser feierlichen Veranlassung den Oberon zuerst aufgeführt zu haben, so gebührt ihm – wenn ich sage: Leipzig, so mein ich damit die Direktion des Leipziger Theaters! – auch der Ruhm, ihn so dargestellt zu sehn, daß in Hinsicht der Musik, der Decorationen, des Gesangs, der Kleidung, wohl in Deutschland kein Theater gleichkommen, schwerlich aber ihm den Vorzug abge¦winnen wird. In Hinsicht der Musik wurde das Verdienst, welches hier dem trefflich eingeübten Orchester zufällt, gleich allgemein und einstimmig nach dem Schlusse der ganz originellen Ouverture anerkannt, deren Vortrag durch das ganz eigenthümliche Verhältniß der Saiteninstrumente zu den Blasinstrumenten schwieriger ist, als vieles andere von gleich großen Meistern. In Betreff der Decorationen: hier hat die Kunst des Herrn Georgi und Gropius Dinge geschaffen, die unser durch Turandot, durch den Berggeist, Aschenbrödel u. s. f. doch sehr verwöhntes Auge noch nicht sah, und welche mit den Anordnungen des Maschinenmeisters Stöck verbunden den überraschendsten Eindruck machten. Der Saal des Kalifen in Bagdad, des Almansor in Tunis, ganz im morgenländischen Charakter aufgefaßt, die Halle zum Schlusse, wo Kaiser Karl der Große das treue Paar empfängt, sind nur einige Beweise von dem, was hier der Maler schuf, während ein von Schwänen getragener Wolkenwagen, der den Oberon emporhebt, eine Menge Wolken, die etlichemal in der schönsten Beleuchtung das ganze Theater zu bedecken scheinen, und Verwandlungen der Bühne die Kunst des Maschinisten auf die ehrenvollste Probe setzen. Auch durch eingelegte Tänze hat Herr Wenzel in hohem Grade – wenn man die hier beschränkten Mittel in Betracht zieht – den Zauber | des Ganzen zu erhöhen gewußt. Besonders anerkannt ward sein Verdienst bei dem Gärtnerinnenballet mit Laternen im Harem der Roschana zu Tunis. Was den Gesang, die Darstellung betraf, so sollte es doch in der That schwer fallen, einen gegründeten Tadel, zum mindesten in Betreff des ersten bemerklich zu machen. Im Gegentheil sprach sich das Streben, den Meister, und so sich selbst zu ehren, bei allen den hier beschäftigten Künstlern und Künstlerinnen auf eine Art aus, daß sie fast in jedem Auftritte die lebhafteste Bewunderung und Anerkennung rege machten. Vorzugsweise gewann die Herzen das herrliche Quartett im 2ten Akt, das Finale desselben; (eine der besten Arbeiten von Weber) das Duett zwischen Scherasmin und Fatime, das darauf folgende Terzett &c. im dritten Akt. – Aus der Ferne waren dem Vernehmen nach mehrere hohe Fremde angekommen, der Vorstellung beizuwohnen. Ein Beweis, in welcher Achtung unsere oft von uns selbst nicht immer genug geachtete Bühne steht!

*r.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank

Tradition

  • Text Source: Allergnädigst privilegirtes Leipziger Tageblatt, Nr. 182 (29. Dezember 1826), pp. 1049f.

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