Aufführungsbesprechung Wien, Hoftheater: “Preciosa” von Carl Maria von Weber 22. bis 26. Juni 1825

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Correspondenz-Nachrichten.
Tagebuch aus Wien.

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Vom 22. – 26. Juni. Wolff’s und Weber’s Preciosa, welche bisher nur auf einem Nebentheater gesehen wurde, ist nun auch im Hoftheater mit aller diesem Stück anhängenden Pracht gegeben worden, und dreimal binnen 5 Tagen hat Mad. Neumann bereits die Titelrolle gespielt*. Die Ursache, warum dieses Schaustück nicht früher auf das Repertorium des Hoftheaters kam, war keine andere, als weil der Pächter des Kärnthnerthorteaters das ausschließende Recht hatte, Vorstellungen mit Gesang und Tanz zu geben, wogegen er aber kein rezitirendes Schauspiel geben durfte. Da aber nun der Pacht aufgelöst ist, so hört diese Beschränkung für das Burgtheater auf, und wir vernehmen, daß dieses ausser der Preciosa nun auch noch andere Stücke mit Chören, i. B. die Hussiten vor Naumburg, einstudieren werde. Der äussern Pracht nicht zu gedenken, welche bei dieser Kunstanstalt immer der Sache angemessen ist, geben wir sogleich auf den Kern über. Das Stück selbst ist wohl nur dazu geschaffen, die ¦ Talente einer Schauspielerin glänzen zu lassen, ich glaube, der Verfasser wollte auch nichts Anderes damit bezwecken, und somit wollen wir über Situationen, Charaktere u. s. w. nicht weiter sprechen und das Werkchen für das nehmen, was es ist. Mad. Neumann wirkte in der Hauptrolle durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel (und deren sind viele,) mächtig auf das Publikum. Mad. Koberwein als Zigeunermutter, wußte ihrer Rolle einen phantastischen Anstrich zu geben. – Hr. Heurteur, als Hauptmann, und Hr. Kettel (der verliebte Junker*) gewannen ihren Rollen die wirksamsten Seiten ab, und Hr. Wilhelmi (bramarbasierender Schloßvogt) hatte die Lacher auf seiner Seite. Die Chöre gingen vortrefflich, wie es bei dem Umstande, daß Herr Hofrath von Mosel selbst die Leitung derselben bei den Proben übernahm, nicht anders zu erwarten war, und auch die Gruppirungen, Aufzüge u. s. w. waren vortheilhaft und für die kleine Bühne anpassend in die Szene gesetzt. Obschon wir bei allen diesen Vorzügen nicht läugnen können, daß uns bei manchen Scenen eine Art von Langweile anwandelte, so wollen wir doch auch wieder gern gestehen, daß diese Prunkdarstellung dazu gemacht ist, das Publikum anzuziehen, und daß von einer vernünftigen Direktion auch derlei Behelfe nicht ausser Acht gelassen werden dürfen und können.

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Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 9, Nr. 215 (8. September 1825), pp. 860

    Commentary

    • “… Neumann bereits die Titelrolle gespielt”Aufführungen am 22., 24. und 26. Juni 1825.
    • “… Hr. Kettel (der verliebte Junker”Don Alonzo.

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