Johann Langer an Helmina von Chézy in Dresden
Wien, Donnerstag, 4. April 1822

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Zürnen Sie mir nicht über den saumseeligen Cor[r]espondenten, verehrte Frau und Freundinn, ich war indeß nicht müsig um Ihre Fragen bestens beantworten zu können. –. Weber hat so plötzlich Wien wieder verlassen, daß ich, den eine kleine Geschäftsreise verhinderte, erst eine Stunde nach seiner Abreise in sein Quartir kam*. ich hätte ihm gerne das Sie betreffende Blatt der Theaterzeitung mitgegeben, doch hoffe, daß Sie es gegenwärtig von ihm, Winkler oder Böttiger bereits in Händen haben werden*. Sehr erfreulich ist mir Ihr Wille Wien zu sehen und zu besuchen, da ich weiß, daß Sie hier viel angenehmes finden werden, aber freundschaftlichst rathe, Ihren Entschluß sich hier Ihren Aufenthaltsort zu wählen erst dann gänzlich reifen zu lassen, wenn Sie erst einige Monathe die Eigenheiten des für Sie neuen Landes kennen gelernt haben, die ich als Eingeborner nicht so anzuführen und zu beurtheilen weiß; ich dächte Weber, der unser Wien von seiner Schatten- und Lichtseite kennen gelernt, dürfte in dieser Hinsicht der treuste und beste Refe|rent für Sie seyn. Besonders glaube unsre Censurbeschränktheit, die Unthätigkeit der hiesigen Buchhändler u.s.w. wären die unangenehmsten Dinge für Sie, indeß unsre Menschen, unsre Natur, unsre Lebensweise viele glänzende Lichtpuncte gewähren. Hierüber müssen Sie selbst urtheilen. –

Über unsere Unterrichtsanstalten vermag ich als Nichtstudirter nur das Organ anderer zu seyn, und beantworte Ihre Fragen nach Möglichkeit und richtiger Nachforschung.

Ausser der Universität befinden sich noch zwey Gymnasien in der Stadt bey der Schottenkirche und in der Josephstadt bey den Piaristen. Die Lehrer an denselben sind durchaus Weltgeister […]

[…]

Editorial

Summary

teilt mit, dass Weber Wien so plötzlich verlassen und dass er ihn in seinem Quartier nicht mehr angetroffen habe; freut sich, dass Chézy Wien besuchen wolle, er rät ihr aber, Wien erst einige Zeit kennen zu lernen, bevor sie sich hier ganz niederlasse

Incipit

Zürnen Sie mir nicht über den saumseeligen Cor[r]espondenten

Responsibilities

Übertragung
Solveig Schreiter

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
    Shelf mark: NL H. von Chézy 483

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S.)
    • unvollständig

    Commentary

    • “… Abreise in sein Quartir kam”Weber weilte ab 17. Februar 1822 in Wien und war am 21. März 1822 aus seiner Unterkunft Zum grünen Anker abgereist, vgl. TB.
    • “… bereits in Händen haben werden”In der Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung) konnte nichts ermittelt werden.

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