Friedrich Sebald Ringelhard an Unbekannt
[Leipzig,] Sonntag, 29. November 1835

Show markers in text

Ew. Wohlgeboren

kann vielleicht Niemand nähere Auskunft von der Familie Weber geben als gerade ich, der ich seit fast 30 Jahren in nähern Beziehungen mit ihnen stand, und sämtliche Geschwister persönlich kannte.

Der Vater Carl Marias hatte mit seiner ersten Frau drei Kinder
Edmund von Weber, der zweite Sohn, der als Musik Director bei mehrern Theater[n] angestellt war und auch in dieser Eigenschaft bei mir in Cöln unter meiner Direction ein Jahr lang wirkte. Er starb vor 2 bis 3. Jahren in Würzburg.

Der älteste Sohn war Carl von Weber, ebenfalls früher Musikdirector und zuletzt angestellt beim Orchester des Hamburger Stadt Theaters als Bratschist. starb vor etwa 3. Jahren.

Die einzige Tochter war Jeanette von Weber, verheirathete Weyrauch, meine Schwiegermutter, die seit länger als 20 Jahren in meinem Hause lebte, vor zwei Jahren von hier zu Ihrem Sohne nach Cölleda, der dort als Goldarbeiter etablirt ist, ging und vor einem Jahr daselbst starb.

Mit seiner zweiten Frau hatte der alte Weber nur den einzigen Sohn, Carl Maria, und in diesem Augenblicke lebt von allen deßen Geschwistern kein einziges mehr, und die Nachricht der in Paris lebenden Schwester* ist die vollständigste Unwahrheit. –

Diese Angaben sind der strengsten Wahrheit gemäß und Sie können selbe vollständigst benutzen. Selbst Carl Marias Frau und Hofrath Winkler können das nicht so wissen als ich, da sie die Geschwister fast gar nicht kannten, und Carl Maria mit diesen in keiner nähern Verbindung lebte.

Der ich die Ehre habe hochachtungsvoll zu zeichnen Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Ringelhardt

Editorial

Summary

nennt die Namen der Geschwister Carl Marias sowie deren Berufe und letzte Wohnorte und teilt mit, dass die Nachricht über eine in Paris lebende Schwester von Weber falsch sei; hält sich für auskunftsfähiger als Caroline v. Weber und Winkler

Incipit

kann vielleicht Niemand nähere Auskunft von der Familie Weber geben

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum
    Shelf mark: A/3609/2006

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)

    Corresponding sources

    • Der Inhalt des Briefes fand Eingang in eine entsprechende Meldung in: Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben, Wien, Jg. 28, Nr. 243 (7. Dezember 1835), S. 972

    Commentary

    • Carlrecte “Fridolin”.
    • “… der in Paris lebenden Schwester”Die Anfrage galt den Gerüchten um eine angeblich in Frankreich lebende Schwester Webers; dazu heißt es u. a. im Wanderer Nr. 345 (11. Dezember 1835): „Schon vor längerer Zeit hatten französische Blätter erzählt, daß sich eine arme Teutsche, die sich von Weber nenne und angeblich eine Schwester des berühmten Tonsetzers Carl Maria von Weber sei, in einem Irrenhause bei Paris befinde. Es wurde dabei bemerkt, daß sie besonders gern von ihrer Jugendzeit spreche, die sich unter glänzenden Verhältnissen während der Dauer der französischen Invasion in Teutschland und namentlich in der Festung Glogau zugebracht habe, jedoch ward es gleich von den ersten Berichterstattern bezweifelt, daß die Unglückliche wirklich eine Schwester des berühmten Componisten sei. Nichtsdestoweniger hat seitdem doch die Nachricht, daß sich eine Schwester Webers in sehr dürftiger Lage zu Paris befinde, die Wanderung durch die meisten französischen, englischen und teutschen Blätter gemacht. Die Leipziger Zeitung findet sich daher jetzt, und zwar zunächst durch den Vormund der minorennen von Weberschen Kinder, Hrn. Hofrath Winkler (Theodor Hell) zu der Erklärung veranlaßt, daß keine Schwester Carl Maria von Webers mehr am Leben sei.“ Dieser Text findet sich leicht abgewandelt auch in: Vereinigte Ofner Pester Zeitung Nr. 100 (13. Dezember 1835), S. 1911, ähnliche Meldungen, die auf die Halbschwester Jeanette Weyrauch (ehemals in Leipzig) hinweisen, u. a. im Bayerischen Landboten vom 4. Dezember 1835, in der Bayer’schen Landbötin Nr. 146 (5. Dezember 1835), S. 1269 sowie in der Regensburger Zeitung Nr. 291 (7.Dezember 1835).

      XML

      If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.