Carl Maria von Weber an Friederike Türcke in Berlin
Dresden, Donnerstag, 24. Juli 1817

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An Madame

Friederike Türck.

Wohlgebohren

zu

Berlin

Obere Wallstraße

No: 8.

Es war allerdings nicht recht daß Sie so lange nichts von sich hören ließen, es scheint aber daß alle meine Berliner Freunde die Lust zu schreiben verlohren haben.      Sie werden Sich wahrscheinlich wundern daß ich so schnell antworte, dabei will ich aber ganz ehrlich sein, und ihnen gestehen, daß nebst dem Vergnügen was ihr mir ihr lieber theilnehmender Brief machte, ich auch hauptsächlich deßhalb dazu bewogen wurde, weil ich mit einer großen Anstrengung in diesen Tagen alle rükständigen Briefe beantwortet habe, und daher sie nicht wieder anwachsen laßen will.      Ueber mein Kommen oder Nichtkommen nach Berlin, kann ich noch gar nichts bestimmtes sagen, zumal da ich selbst unschlüßig binT. jedes Ding hat seine 2 Seiten, und es bleibt eine Lotterie im Lebenstopfe. die Anträge sind ganz ehrenwerth, aber Berlin ist auch sehr theuer, und alle Foderungen und der Luxus im geselligen Leben weit höher als hier.     Binnen 14 Tagen oder 3 Wochen muß es sich bestimmt entscheiden.

Ihre freundlichen Grüße an Mlle: Brandt hab ich Gestern schon bestellt, und sie werden gewiß bestens erwidert werden. daß Sie heiter und wohl sind freut mich sehr, ich kann das nicht so ganz von mir sagen. seit 4 Wochen plagt mich ein bedenkliches Halsweh. ich gurgle, bade, verschlukke Pillen pp ’s wird auch vorüber gehn.

Förster habe ich schon hier zu sehen gehofft. Viele Grüße an ihn, Toll, meinen guten Rungenhagen, die Koch pp

So viel mir mein Dienst Zeit läßt arbeite ich ziemlich fleißig an meiner neuen Oper, obwohl der Hals mich jezt sehr hindert. ich darf nicht viel reden, geschweige denn singen.

Nun leben Sie wohl, liebe Freundin, Grüßen Sie alle Bekannten von mir, und denken Sie zuweilen an Ihren alten Freund Weber

Da fällt mir noch etwas ein worüber ich lachen muste, — so gehts wenn man seine Briefe nicht mehr durchließt und ein Wort vergißt. Sie schreiben mir, ich sollt nur nach Berlin komen, es würde mich gewiß reuen — das nicht ist wohl in der Feder geblieben, wenns aber eine Ahndung wäre? — — zum Glük bin ich nicht abergläubisch. — addio.

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass er über seine Anstellung in Berlin noch im Ungewissen sei; klagt über anhaltende Halsschmerzen; erwähnt fleißige Arbeit an seiner neuen Oper

Incipit

Es war allerdings nicht recht daß Sie so lange

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. ep. 1540

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • am oberen Rand der Rectoseite von fremder Hand (Tinte): „Nro 13.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hirschberg77, S. 63–64

Textkonstitution

  • nichts„mich“ überschrieben mit „nichts
  • „ihr“sic!

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