Carl Baermann sen. an Friedrich Wilhelm Jähns
Schliersee, Montag,
21. August 1865
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Verehrtester Freund Jähns!
Was werden Sie von mir denken, daß ich Ihren letzten Brief nicht beantwortet habe? Bitte verdammen Sie mich nicht, es ist mir rein unmöglich gewesen, da ich durch die ungeheuren Anstrengungen der Proben zu Tristan & Isolde* so erschöpft und ermattet war, daß ich wirklich für gar nichts in der Welt mehr Sinn u. Gefühl hatte. Meine Nerven waren durch die enorme Aufregung in einen Zustand versetzt, den ich Ihnen gar nicht beschreiben kann, und ich sitze bereits 6 Wochen in einen bayrischen Gebirgs-Dorf und bade, athme Wälderluft um mich nur einigermaßen wieder zu stärken u. zu erholen. Betrachten Sie lieber verehrter Freund auch diese Zeilen als keine Beantwortung, ich empfehle Ihrer Güte und Freundschaft einen mir sehr lieben und jungen Mann: Herrn Frank aus München der eine kleine Rundreise in Deutschland macht. Er ist ein sehr talentvoller u. begabter Musiker und sehr gebildet. Was Sie ihm zur Erleichterung seiner Wünsche, Berlin und was sich musikalisches darin befindet kennen zu lernen, beitragen können bitte ich demselben freundlichst angedeihen zu laßen, und ihm Ihre reiche[n] musikalischen Schätze zu zeigen.
Sobald ich nach München zurückkehre werde ich mich über die Beantwortung Ihres Briefes machen und versuchen ob es mir gelingen wird bei Ihnen Gnade für Recht zu erlangen.
Einstweilen bitte ich mich noch als Freund zu behandeln und noch den Glauben
fest zu halten daß ich noch unverändert bin
Ihr
ergebenster Freund
Carl Baermann
Schliersee
den 21 August 1865
Apparat
Zusammenfassung
entschuldigt sich, dass er seine Post noch nicht beantwortet hat und empfiehlt ihm einen jungen Musiker, Herrn Ernst Frank
Incipit
„Was werden Sie von mir denken, daß ich Ihren letzten Brief“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 24Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (2 b. S. u. Umschlag)
- Am oberen linken Rand Bl. 1r von Jähns: „No 4. 65. Vom 21. Aug. jedoch Empfangen 16. Oct. 65./. durch Herrn Frank.“
Dazugehörige Textwiedergaben
-
„Ich habe das Schicksal stets lange Briefe zu schreiben …“. Der Brief-Nachlaß von Friedrich Wilhelm Jähns in der Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Die Briefe Carl Baermanns an Friedrich Wilhelm Jähns, in: Weberiana. Mitteilungen der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft e. V., Heft 8 (1999), S. 23–24 ,
Einzelstellenerläuterung
-
„… Proben zu Tristan & Isolde“Am 10. April begann die erste von 24 anstrengenden Orchesterproben zu Tristan und Isolde von Richard Wagner im Residenz-Theater. Die Generalprobe wurde am 11. Mai im Hoftheater vor geladenen Gästen abgehalten. Die Uraufführung fand am 10. Juni 1865 unter der Leitung von Hans von Bülow statt, weitere Vorstellungen waren am 13. u. 19. Juni sowie am 1. Juli.