Ferdinand von Biedenfeld an Unbekannt in Dresden
Wien, Samstag, 1. Dezember 1821

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[…] Dem edlen Sänger tausend, tausend herzliche Grüße aus dem freudetrunkenen Wien! Gerade in’s Schwarze hat der Freyschütze getroffen, wenn es auch nur Bolzen statt Kugeln waren*. Noch ist der Zudrang (das Haus faßt über 2000 Menschen) so stark, daß Hunderte jeden Abend umkehren müssen*. O wie schön ist es, einen Genius zu haben und wie dumm – zu kritteln. Die Allmacht zweyer Geister hat hier mit einem Zauberschlage vollendet, was die Schreyerey aller deutschen Kritiker und Kritikaster in 7 Jahren nicht vermochte. Rossini hat die Alleinherrschaft für immer verloren!! […] Gruß und Kuß dem edlen Helden Maria Weber. […]

Apparat

Zusammenfassung

begeisterte Stellungnahme zur Wiener Freischütz-Erstaufführung

Generalvermerk

Dieser Brief ist lediglich aus der unvollständigen Publikation durch Emil von Marschalk von 1886 bekannt, der darin angab, das Original befände sich in seinem Besitz. Die Veröffentlichung erweckt zunächst den Anschein, als handle es sich um einen Brief an Weber (ohne dass Marschalk den Adressaten explizit angibt), was angesichts von Webers Tagebuchnotizen allerdings wenig wahrscheinlich ist: Weber vermerkte am 12. Dezember 1821 den Empfang eines anderen, am 8. Dezember von Biedenfeld an ihn geschriebenen Briefes, nicht aber das von Marschalk zitierte sieben Tage ältere Schreiben („d. d. 1. Dez. 1821“). Somit ist wahrscheinlicher, dass das Schreiben an einen anderen Dresdner Korrespondenzpartner Biedenfelds aus dem Liederkreis (beispielsweise Karl Theodor Winkler oder Carl August Böttiger) gerichtet war, der Weber die „herzliche[n] Grüße“ ausrichten sollte.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Emil von Marschalk, Karl Maria von Weber in Bamberg, in: Bamberger Neueste Nachrichten, Jg. 26, Nr. 347 (18. Dezember 1886), S. 1f.

    Einzelstellenerläuterung

    • „… nur Bolzen statt Kugeln waren“Zur Einrichtung der Oper für die Wiener Erstaufführung (3. November 1821) durch die Zensur vgl. u. a. die Briefe von C. M. von Weber (15. bzw. 18. Oktober 1821), F. Kind (23. Oktober 1821), G. A. Griesinger (7. November 1821) I. F. Castelli (13. November 1821) inkl. Kommentare und ausgewählte Aufführungsbesprechungen.
    • „… Hunderte jeden Abend umkehren müssen“Vor dem Briefdatum (1. Dezember 1821) hatten bereits neun Vorstellungen der Oper in Wien stattgefunden: am 3., 4., 6., 12., 18., 20., 24. 27. und 30. November 1821.

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