Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 29. Mai 1817 (Teil 2 von 2)

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Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden.

Die kluge Frau im Walde.

(Beschluß)

Einen vorzüglichen Reiz für die eigentliche Schaulust gewährte in diesem Zauberspiel von jeher der Schluß des vierten Akts, wo zur Feier von Luitgardens Brautabend der, einst auch bei prachtvollen Vermählungen königlicher Prinzessinnen unsers Hofes vielgepriesene, Fackeltanz aufgeführt wird. Man kann nichts sorgfältiger geordnetes und malerischer ausgeführtes sehn, als die verschiedenen Wendungen und Gruppirungen dieses alterthümlichen und hier ganz nach der Vorschrift, wie sie bei fürstlichen Beilagern vordem statt fand, geregelten Fackelballets. Mit Vergnügen sahen wir den einsichtsvollen, alles genau einübenden Ordner dieses Tanzes, dem unsere Bühne neben seinen übrigen großen Verdiensten, auch von Seiten der Orchestik schon länger als drei Jahrzehnede, so viel verdankt unsern ehrwürdigen Veteran Christ auch dießmals mit jugendlicher Munterkeit den Reihen anführen. Wäre unser Publikum überhaupt gewohnt, sich augenblicklichen Anregungen beweglicher hinzuge¦ben, worin die Zuschauer an der Spree und Donau uns weit hinter sich lassen; so wäre dem Vortänzer ohne alle Furcht, daß die Musik dadurch unterbrochen werden könne, sogleich beim ersten Vortritt um so mehr laute Beifallsbezeugung geworden, als dazu noch eine andere, allen Gefühlvollen vollgültige Veranlassung einzuladen schien. Der Schluß dieses Tanzes, wo bekanntlich durch des vermummten Oswalds auf sie gehefteten Blick Luitgarde in starrem Erstaunen gefesselt, gleichsam einwurzelt, und dann erst mit dem Schrei: er ists! Adolfinen in die Arme sinkt, wurde zwar von Luitgarden selbst etwas schnell abgefertigt, verfehlte aber auch in dieser, vielleicht durch die spätere Stunde gebotenen Beschleunigung, seine Wirkung nicht. Der Regie, welche beim häufigen Scenenwechsel und beider schnellen Aufeinanderfolge von wunderbaren Flammenschriften und Zauberverwandlungen, ihr wirksames Eingreifen nirgends vermissen ließ, müssen wir für die Anordnung einiger gut eingreifenden Tonstücke beim Aufmarschiren der Vasallen = und Hofzüge, die bei der jetzigen Besetzung des Orchesters überall des Gelingens sicher sind, uns noch besonders verpflichtet erkennen.

Böttiger.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbericht Dresden: „Die kluge Frau im Walde“ von A. Kotzebue am 29. 5.1817 (Teil 2)

Entstehung

vor 10. Juni 1817

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Mo, Ran

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 138 (10. Juni 1817), Bl. 2v

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