Korrespondenzbericht aus Dresden, 30. August 1817
Dresden, 30 Aug. […] Zu den Annehmlichkeiten, die Dresden sonst entbehrte, gehört die Anwesenheit des Hoftheaters, welches sonst den Sommer ganz geschlossen war. Die italienische Oper, deren alter Ruhm sich fortwährend erhält, wechselt mit den deutschen Operetten, deren Schöpfer der allgemein geschätzte geniale Maria v. Weber, königl. Kapellmeister, hier geworden ist, und mit dem rezitirenden Schauspiel auf dem Stadttheater und auf dem vorstädtischen nächst dem Liebischen‡ Bade, aufs angenehmste ab. Für die Oper sind eben Hr. und Mad. Weichselbaum vom Karlsruher Theater mit 4000 Thaler Jahresgehalt angenommen worden*. Mlle. Funk, eine geborne Meißnerin, wird jezt in Neapel unter Mosca auf Kosten des Königs zu einer Sängerin für dasselbe Operntheater gebildet. Bald wird aber auch Dresden selbst, wo für Kirchen- und Kammermusik die bequemste Gelegenheit und Aufmunterung sich darbietet, durch Maria v. Webers rastlose Bemühung ein eigenes Musikkonservatorium aufweisen können*, da die bisher gebrauchten Chorsänger eine andere Bestimmung haben*. Als vor kurzem in Gegenwart des Dichters Oelenschläger, der hier durch nach Kopenhagen ging, sein Trauerspiel Axel und Walburg mit großer Kunst aufgeführt wurde, befanden sich über 200 Fremde und Durchreisende im Theater*, wo bisher fast jede Woche ein neues, wenn auch nur kleines Stück einstudirt und mit schönem Verein zu einem erfreulichen Totaleindruck gegeben wurde. […]
Apparat
Generalvermerk
Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar)
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Ziegler, Frank
Überlieferung
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Textzeuge: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 20, Nr. 110 (9. September 1817), S. 465
Einzelstellenerläuterung
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„Liebischen“recte „Linckeschen“.
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„… ein eigenes Musikkonservatorium aufweisen können“Diese nicht umgesetzte Planung erwähnt C. A. Böttiger auch im Bericht über Webers Tod für die Allgemeine Zeitung (23. Juni 1826).
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„… Chorsänger eine andere Bestimmung haben“Da die Schüler der Kreuzschule nicht mehr wie bisher als Choristen im Hoftheater mitwirken durften, wurde im Herbst 1817 ein stehender Opernchor für das Hoftheater gegründet.