Besprechung des Kupferstichs von Carl Maria von Weber

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III.

Maria von Weber’s Portrait.

Der Meister, der durch seinen all überall erklingenden, auf tausend Wegen uns begegnenden Freischütz bald auch in Paris und London deutscher Musik eine Ehrenpforte bauen, durch seine Chöre und genialen Compositionen zur Preziosa noch lange die Unternehmer in Nöthen mit Thautropfen aus dem Regen der Danae erquickten, und durch seine ¦ Euryanthe eine neue Gattung des romantischen Singspiels, das sich vom Liederspiel zur wahren Oper erhebt, begründen wird, unser hochverehrter Capellmeister Carl Maria von Weber ist nun in einem vollkommen-ähnlichen, uns mit aller Genialität des Tonsetzers, mit aller characteristischen Feinheit und Biederkeit des Menschen ansprechenden Portrait erschienen, eine dreimal willkommne Gabe allen, die Begeisterung aus seinen reichen Werken schöpften. Der wackere Kupferstecher Schwertgeburt in Weimar, (ein geborner Dresdner) hat sich durch die leichte, aber höchst geschmackvolle Ausführung desselben für eignen Verlag als einen verständigen und fühlenden Künstler gezeigt. Wir wüßten kaum, daß in der so oft zu Dutzendarbeiten gemisbrauchten Crayonmanier etwas geistreicheres neuerlich ausgearbeitet worden wäre.*) Allerdings wurde ihm der seltne Vortheil, nach unsers Prof. Vogel’s, dieses herrlichen Meisters im Auffassen characteristischer Wahrheit in leichten Skizzen, die er doch sehr ernsthaft behandelt, und in den ausgeführtesten Oelgemälden, wahrhaft gelungener Vorzeichnung, wozu ihm Weber selbst mehrmals gesessen hat*, seinen Stich ausführen und selbst noch in der spätern Retouche, wozu der Maler noch eine Sitzung nahm*, erhebliches eintragen zu können. Ueber alles anmuthig ist das beim Meister selbst eben so bewegliche, als ausdruckvolle Muskelspiel unter den Wangen und um die feingeöffneten Lippen, auf welchen die zaubernde Aöde zu sitzen scheint, und die Inspiration in der ganzen Augenrichtung **). Doch wozu hier Worte, die, als der Freundschaft entquollen, leicht der Partheilichkeit bezüchtigt werden könnten. Man schaue selbst! Auf dringendes Verlangen des Kupferstechers schrieb Maria von Weber seinen Namen mit dem wahrlich nicht frömmelnden, aber doch sein Innres ganz erschließendem Sinnspruch: „wie Gott will“ und so steht es nun als echtes Fac-Simile zunächst unter dem Bilde, welches von dem Künstler der Frau Erbgroßherzogin von Weimar, Maria Paulowna, Kaiserl. Hoheit, zugeeignet worden ist.

B.

[Originale Fußnoten]

  • *) Es ist bei dem Künstler in Weimar selbst und bei Ernst Fleischer in Leipzig, aber auch bei allen soliden Kunst- und Musik-Handlungen für 1 Thlr. zu haben, und eröffnet hoffentlich eine ganze Reihe auf ähnliche Weise nach Vogels Vorzeichnung zu behandelnden Portraits von Männern, auf welche unser Gesammtvaterland stolz ist.
  • **) Mit der feinsten Berechnung pflegt Vogel den Theil vom Hals bis zur Brust, was man eigentlich il busto nennt, zu behandeln. So wird jeder auf dem ersten Blick bloß durch die Stellung und Wendung, die er diesen Theilen bei Weber zu geben wußte, auch auf seine ganze Corporatur und Taille den richtigsten Schluß machen können. Hierin versehen es oft selbst unsre gerühmten Portraitzeichner, wenn es einem Kupferstich bloß in der Büste gilt.

Apparat

Zusammenfassung

„Kunstnachrichten aus Dresden. Professor Vogel’s neueste Gemälde.“, gezeichnet: B.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Überlieferung

  • Textzeuge: Artistisches Notizenblatt, Beilage zu Abend-Zeitung, Jg. 7, Nr. 13 (24. Juli 1823), S. 52

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Weber selbst mehrmals gesessen hat“Laut Tagebuch am 7., 10., 14. und 15. Januar 1823.
    • „… Maler noch eine Sitzung nahm“Laut Tagebuch am 22. Juni 1823.

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