Johann Gänsbacher an Karl Maria Graf von Firmian
Freitag, 4. März 1814

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

[…]

Mein Erscheinen bei Mad: Harlaß u Bärmann in München war von der Art, daß beide vor Ueberraschung fast ohnmächtig wurden; einzig war ihr Erstaunen über meinen Stand, mein martialisches Aussehen. Ich mußte Mittags u. Abends dort speisen; aus Zufall /: was thut der nicht alles für mich? :/ gab man am selben Abend ein großes Liebhaber Concert, eine Musick, wie man /: ich sage nicht zu viel :/ nur in München hören kann. Welch göttlicher Genuß für mich nach so langer Entbehrung! Mit Vergnügen sah ich wieder Fränzl, le Grand, Brand, Flad, Winter etc: u wurde auch von ihnen sehr freundlich bewillkommt, versteht sich, daß jeder sein Erstaunen über meine Standeswahl ausdrückte; es machte mir viel Spaß; am interessantesten war mir Kapellmeister Winter, dem ich zuerst beim Eintritt in den Saal begegnete, indem er mir sogleich sagte: er habe meine Messe ex B: am vergangenen H: 3 König Tag bei Hof mit großem Beifall aufgeführt, und sie wäre sehr gut gegangen; /: das glaube ich :/ Ich, versteht sich, dankte ihm verbindlichst für diese ausgezeichnete Ehre. Madame Harlaß sang selbst dabei, und Winter dirigirte. Ein mir früher ganz unbekannter Gönner und Liebhaber meiner Compositionen legte auf besagte Meße so viel Werth, daß er sie eigenhändig auf Villin Papier, das er mit einer Reißfeder rastrirte, abgeschrieben; er heißt Cornet und ist in München bei der Schuldtilgungscassa angestellt; ich hoffe durch ihn bald auch mein Requiem dort aufgeführt zu wißen.

Ein gewißer Geistlicher Spät /: wahrscheinlich bei Hofe angestellt :/ sagte, als er vernahm, daß der angekommene Kurier der nämliche sey, von dem die Meße am h: 3 König Tag aufgeführt worden wäre, dieß müße gleich den andern Tag der König wißen. Sonderbar, wie sichs in der Welt dräht! Ich hätte wenigstens nicht geglaubt, daß man bei meinen vergangenen Kriegsverhältnißen noch an den Künstler denken würde. Meine doppelte Eigenschaft kömmt mir doch überall gut zu statten. Wahrscheinlich hat man am anderen Tag in der Residenz /: wie der Bürgermeister in Krähwinkel sagt :/ von nichts anderem als von dem Kurrier gesprochen. Den Kronprinz sah ich ebenfalls im Concert, und ich bemerkte, daß er eine Dame wegen meiner fragte; überhaupt bemerkte ich, daß meine östereichische Offiziers Uniform in München etwas setenes wäre. Beim Souper bei Bärmann nach dem Concert fand sich unter anderem auch B: Poisl ein, welcher erzählte, daß der König von meinem Schreiben unsers Kaisers, der ihm deßhalb einen eignen Kurrier schickte, ganz gerührt gewesen wäre, worin er ihm anzeigt, daß er den G: f: M: Bellagard den Auftrag gegeben hätte, […]

Apparat

Zusammenfassung

berichtet über seinen Besuch in München bei Bärmanns, den Besuch im Liebhaberkonzert; über Winters Aufführung seiner Messe; hofft, auch sein Requiem werde dort aufgeführt; seine doppelte Eigenschaft als Musiker und Militär komme ihm überall zu gut; hat auch Poißl getroffen

Incipit

.... Mein Erscheinen bei Mad: Harlaß u Bärmann in München

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Innsbruck (A), Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Musiksammlung (A-Imf)
    Signatur: F 35

        XML

        Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
        so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.