Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 11. Dezember 1822

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Mein verehrter Freund,

Mir ist es unmöglich ohne Inflection der Siegel zu ergründen, ob sich die Depeche durch eine Uebereilung meiner Seits oder durch die eines unbefugten neugierigen Eröffnens in das Ihnen bestimmte Paket verloren hat. Zum Glük war der damalige Posttag so ganz mager, daß Jedermann die paar unverfängliche Notizen lesen konnte. Sie erweisen mir einen Gefallen, wenn Sie mit Niemand von der Sache sprechen. Ist die Verwechslung von fremder Hand geschehen, so kommt man eher bei ähnlichen Fällen auf eine Spur.

[…] Seit Webers Freischüzen hat keine deutsche Oper hier gefallen wie die Libussa, Musik von Kreuzer, einem hiesigen Compositeur. Wenn die Euryanthe im Frühjahr hier aufgeführt werden soll, so trift sie gerade mit der italienischen Oper zusammen, die im März hier auftreten wird. Dieses Zusammentreffen scheint mir nicht günstig, denn wenn die Musik auch noch so genialisch ausfällt, so ist die Ausführung der deutschen Sänger gegen die der Italiener | doch immer nur mittelmäßig.

Hormeyer war heute bei mir, und erkundigte sich nach Ihrem Befinden. Sie möchten ihm auch bald wieder ein Lebenszeichen geben.

Mit Hochachtung und Freundschaft
Ihr
Gr.

Ueber die Epoche von Steinbüchls Heirath ist noch nichts festgesetzt.

Apparat

Zusammenfassung

seit dem Freischütz habe keine Oper in Wien so gefallen wie Libussa; Euryanthe treffe wahrscheinlich mit der ital. Oper zusammen, was sehr ungünstig sei

Incipit

Mir ist es unmöglich ohne Inspection der Siegel zu ergründen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 156

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Schmidt, Ludwig: Zeitgenössische Nachrichten über Carl Maria v. Weber, in: Die Musik. Molnatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, Jg. 18, 2. Halbjahrsband, H. 9 (Juni 1826), S. 655 (nur Auszug)

Textkonstitution

  • „Spur“unsichere Lesung

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