Friedrich Wilhelm Jähns an Marie Lipsius in Leipzig
Berlin, Freitag, 25. Mai 1883
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Die Fragen
No. 1. Der verbrannte Schrank
Ich habe mir die Musiol’sche Arbeit von der Königl. Biblioth. geholt u. bin sie noch einmal genau durchgegangen. Musiol hat meine Stellung zu seiner Arbeit mitgetheilt u. ich muß bekennen, daß sie noch heut dieselbe ist; stellt er doch auch seine Ansicht sehr wohl durchdacht u. mit großer Wahrscheinlichkeit für sie hin. Den Schrank seines ihm so lieben Lehrers Kalcher in München pure mit seinen Composition[en] ohne Weiteres zu verbrennen ist doch als That eines 14jährigen Knaben zu ungeschickt u. ungeheuerlich. Darum erschein mir denn ein späteres einfaches Vernichten der Compositionen in Salzburg vor dem erneuten Aufnehmen seiner musikalischen Bestrebungen bei weiten natürlicher. – Unumstößlich begründet ist freilich das Resultat, zu dem Musiol gekommen, nicht, aber es ist auf’s Höchste wahrscheinlich das Richtige. Max v. Weber’s Angabe* | steht auf ganz schwachen Füßen, da nirgendwo sonst von einem Mitverbrennen des Schrankes die Rede ist.
No. 2. Benedict’s Biographie W.’s. Dieselbe wurde mir vor 2 Jahren etwa‡ zur Meinungsäußerung darüber in einer deutschen Übersetzung durch Breitkopf & Härtel übersendet. Sie ließen sie noch andererseits beurtheilen; u. sie wurde nicht von ihnen edirt, weil sie eben nichts brachte, was man von Weber’s Schüler erhofft hatte. Hie u. da ist auch Irrthümliches zu finden. Ich glaube, daß Sie Ihrem Buche keinen Schaden zufügen, wenn Sie das Buch unbesprochen lassen.
No. 3. Die Cantate v. W. „Auf! Hinaus in’s frische Leben!“ Herausgegeb. v. Carl Ban[c]k.
Es ist die Nummer 283 in meinem Buch p. 340–342: Cantate „Du bekränzend unsre Laren“ | Banck hat sich, glaube ich, viel Mühe damit gegeben; manches ist darin sehr zu loben, manches nicht. Der neue Text, so hübsch er an sich ist, stört zuweilen merklich, da Weber’s Composition stets sich‡ streng dem Worte anschließt, wodurch sie bei anderem Worte an Bedeutung u. damit an Wirkung verliert. – Wäre mein Supplement-Band schon gedruckt gewesen, so hätte er Ihre Zweifel über dies Stück sofort gehoben.
No. 4. Die Briefe-Frage
Diese bin ich durch Überhäufung mit Arbeit aller Art gezwungen für heut bei Seite zu stellen, so sehr ich es bedaure. Ich bitte deshalb um Verzeihung. |
Ich habe mich bereits schon damit‡ beschäftigt; die Erörterung darüber möchte ich Ihnen doch gründlicher geben, als es mir in den allernächsten Tagen möglich ist. Im Laufe der nächsten Woche erhalten Sie dieselbe aber jedenfalls. 25. Mai. [18]83.
Apparat
Zusammenfassung
Jähns hält seine frühere Meinung noch immer für gültig, dass nämlich Weber vermutlich seine Compositionen selbst in Salzburg vernichtet hat, er geht darin mit der Meinung von Musiol konform; die Benedict‘sche Weber-Biographie wurde ihm vom Verlag Breitkopf & Härtel vor etwa 2 Jahren in deutscher Übersetzung zur Beurteilung zugeschickt. Da sie nichts Neues zu Weber und auch manche Irrtümer enthält, nahm der Verlag von einer deutschen Übersetzung Abstand; schließlich klärt er die Frage der Lipsius nach der Cantate „Auf! Hinaus in‘s frische Leben!“ auf und bittet für die Beantwortung der Brief-Frage noch um etwas Geduld.
Incipit
„Die Fragen | No. 1. Der verbrannte Schrank.“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek (D-LEsm)
Signatur: Beilage zu: A/816/2010Quellenbeschreibung
- 2 Bl. (4 b. S.)
- nur Beilage (Frage 1–3), Anschreiben vom 21. Mai dazu siehe: A044421