Karl Friedrich Ludwig Kannegießer an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien
Prenzlau, Montag, 7. Mai 1821

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Sr Hochwohlgeboren

dem Herrn Hofrath und K. K. Hoftheater-Direktor

Edlen von Mosel

zu

Wien

Nebst einem Programm

durch Einschluß

haben mir durch die Komposition meines Liedes „Zur Heimat“ welche ich durch die Güte des Hn. Joh. Schickh erhalten habe, eine Freude gemacht, die ich nicht umhin kann, gegen Sie selbst auszusprechen. Ich habe es hier wieder recht tief empfunden, wie die Poesie nur das Gefühl aufregt, die Musik aber die Sprache des Gefühles selbst ist. Welch ein Glück für den Dichter aber auch, einen Komponisten zu finden, der aus dem Worte erst das macht, was jener nur damit andeuten konnte. Sie haben das Lied durchkomponirt und wie anders, da die Empfindung wechselt oder doch sich gegen das Ende steigert. Nehmen Sie meinen innigsten Dank, ich spiele Ihre Kompositionen fast täglich! Wie neugierig oder sehnsüchtig bin ich, bald wieder etwas Musikalisches ausWien zu erhalten! Zunächst vielleicht von dem mächtigen Beethoven! Aber doch auch von Ihnen, verehrter Freund! Denken Sie bei Ihren größern Arbeiten auch einmal wieder an ein kleines prenzlauisches Lied, und nehmen Sie es nicht übel, wenn ich Ihnen (zum Überfluß, da Sie noch einiges von mir haben) eine neue Kleinigkeit auf dem zweiten Blatte beifüge.

Sie erhalten diese Zeilen durch Hn. Schickh, und ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie mich diesem Manne bekannt gemacht haben. Ich schicke Ihm für seine Zeitschrift* den ersten Akt eines Lustspiels aus dem Spanischen, das ich der Wiener Bühne gern überlassen würde, wenn Sie meinen, daß es gefallen dürfte. | Der zweite Akt hat besonders komische Kraft. Ich bin so frei dessen gegen Ew Hochwohlgeboren zu erwähnen, da Sie Sich vielelicht des Stücks annähmen: denn ohne eine solche Wegbahnung möchte ich nicht dreist genug sein, es dem Theater an der Wien anzubieten.

Mit der größten Hochachtung und mit der gehorsamsten Bitte, mich Ihrem Freunde Beethoven zu empfehlen, schließe ich diese Zeilen. Gedenken Sie des Entfernten auch fernerhin mit Wohlwollen und Zuneigung. Kannegießer

Apparat

Zusammenfassung

dankt für Komposition seines Liedes; freut sich auf weitere Arbeiten aus Wien; dankt auch für die Vermittlung an Schickh, durch den Mosel diesen Brief erhalte; schickt ihm den 1. Akt eines Lustspiels, das er gerne mit Mosels Unterstützung dem Theater an der Wien anbieten will; Beilage: Gedicht: „Schlaf ein!“

Incipit

Ew Hochwohlgeboren haben mir durch die Komposition meines Liedes

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Wien Österreichische Nationalbibliothek (A-Wn)
    Signatur: Autogr. 8/85-3

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • auf Bl. 2r: eigenhändiges Gedicht: „Schlaf ein!“

    Einzelstellenerläuterung

    • „… schicke Ihm für seine Zeitschrift“Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode.

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