Hinrich Lichtenstein an Carl Maria von Weber in Dresden
Berlin, Donnerstag, 3. Juni 1824

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[von Webers Hand:] erhalten Dr: 5 –––––––.
btw –––––– 7 –––––––.

Geliebter Bruder!

So eben komme ich vom Grafen, den ich erst heute bei meinem fünften Besuch zu sprechen bekommen konnte. Ich habe ihm nun ausführlich Alles vorgetragen, ihn zunächst vollkommen mit uns einverstanden gefunden in Betreff der jetzt cessirenden Bekanntmachung, dann zweitens völlig überzeugt, daß die Beschleunigung der Aufführung, wie sie Sp. vorhat und fortwährend mit aller Hast betreibt höchst bedenklich für den Succeß sein müsse. Er ist daher sehr erfreut, daß Du selbst den Wunsch hast, die Aufführung bis zum Herbst zu verschieben und bittet nur, diesen Wunsch sobald wie möglich auf officiellem Wege gegen ihn auszudrücken. Du sollst es ihm einstweilen zu Gut halten, daß er Dir noch nicht officiell geantwortet. Er habe es absichtlich unterlassen, um in dieser Zeit allen Schein zu vermeiden, als wolle er auf Dich influiren. Du sollst nur als Veranlassung Deines Schreibens die ganz bekannte Thatsache anführen, daß die Seidler und Her[r] Bader zu verreisen beabsichten und daß dadurch nothwendig die Aufführung übereilt und die Wiederholung der Vorstellung unmöglich gemacht werde u.s.w. —

Ich schreibe Dir dies mitten in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften, wo während über vielerlei andre Gegenstände debattirt wird, an denen ich Theil nehme, so daß ich halb bei ihnen halb bei Dir bin. Verzeih also die Eil und den vielleicht mangelnden Zusammenhang. Ich wollte doch nicht gern heute wieder die Post verpassen, da der Graf die Sache sehr eilig macht, wenn sie durchgesetzt werden soll. Ganz Dein
DHL

Apparat

Zusammenfassung

Lichtenstein berichtet über Gespräch mit Graf Brühl und rät Weber, nun in einem Schreiben um Verschiebung der Berliner Euryanthe-Aufführung bis zum Herbst zu bitten und als Begründung die Abwesenheit von 2 Sängern zu nennen; auf diese Weise würden Spontinis Pläne durchkreuzt, eine wenig erfolgreiche Schnell-Inszenierung herbeizuführen

Incipit

So eben komme ich vom Grafen, den ich erst

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
    Signatur: PB 37 (Nr. 57b)

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)
    • mit Empfangs- u. Beantwortungsvermerk C.M. von Webers

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, Jg. 44 (1899), 87. Bd., S. 379
    • Rudorff 1900, S. 188–189

Textkonstitution

  • „wo“durchgestrichen
  • „während“über der Zeile hinzugefügt

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