Peter Joseph Lindpaintner an Heinrich Baermann in München
Stuttgart, Dienstag, 19. April 1831

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Mein geliebter Heinrich!

[…]

Vor 8 Tagen gaben wir Oberon zum erstenmale, u wiederholten ihn vorgestern. Obwohl man außer der Ouvertüre bei keinem | Musikstük eigentlich so recht warm wird, ist es mir doch eine liebe Musik, die mir nach jeder Probe besser gefiel. So wird es, nach der Aufnahme der zweiten Vorstellung zu schließen, sich auch mit dem Publikum verhalten. Die zweite Vorstellung gieng herrlich, besonders zufrieden war ich mit den gehaltenen Nüancierungen meines Orchesterleins, das sichtbar einer immer wachsenden Vollkommenheit entgegenreift. Auch Garderobe u Scenerie war ausgezeichnet, und somit ward auch dem guten Grafen – da es eigentlich seine erste große Oper war, die unter ihm in Scene gesezt wurde, – volle Anerkennung. Hummel war hier, spielte bey Hofe, u erhielt einen schönen Brillantring. Er spielte am Palmsonntag in unserm Concerte, u zwar /: gratis :/. – Ich weiß nicht, er gefiel mir nicht mehr so wie früher; wahrhaftig, da kann es unser Louis Schunke, der sich jezt hier ein Jahr lang zu seiner vorhabenden Reise vorbereiten will – besser. Hummel scheint auf seinem Rufe ruhen zu wollen. Er spielte eine Fantasie mit dem hübschen Titel „Oberon’s Zauberhorn“ allein außer dem Thema aus dem lezten Finale, was ein paarmal varirt wiederkehrte, war nichts von Herrn Oberon zu verspüren. Kenner u Laien wollte es nicht befriedigen. Auch kam in demselbigen Stük ein Donnerwetter vor, wobei mir das Gerassel der tiefen Fortepianosaiten fast immer lächerlich vorkommen wollte. Louis Schunke behauptet, dasselbe Donnerwetter sey Note für Note schon vor 20 Jahren in einer Sonate von ihm abgedruckt. – Sein Benehmen gegen mich war äußerst artig, zutraulich und loyal. – Hätten wir miteinander sein Geld! Er soll sich in Petersburg 36000 Silberrubel gemacht haben u überhaupt gegen 150000 fl reich seyn. Er ist nach Paris gereist.[…]

Nun lebe wohl, geliebter Heinrich! – tausend Grüße deiner lieben Frau! Ewig Dein Peter

Apparat

Zusammenfassung

über die erste Stuttgarter Aufführung des Oberon, der zögernd Anklang findet; es war die erste Oper des neuen Intendanten; erwähnt Hummels Anwesenheit u. dessen Fantasie über Oberon

Incipit

So sehr mich auch mein Gewissen mahnte

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Bartlitz, Eveline (nur Textauszug)

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. P. Lindpaintner 22

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. u. 1 Bl. (6 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Peter von Lindpaintner, Briefe. Gesamtausgabe (1809–1856), hg. von Reiner Nägele, Göttingen 2001 (Hainholz Musikwissenschaft Bd 1), Nr. 155, S. 173–177

Textkonstitution

  • „Aufnahme der“über der Zeile hinzugefügt

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