Aufführungsbesprechung Halle: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, mit Bemerkungen zur Schauspieltruppe der Madame Walther, Sommer 1822 (Teil 2 von 2)

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Halle. (Schluß.) Die Darstellung selbst war schon bei dem ersten Mal im Allgemeinen gelungen zu nennen, jedoch – wie das meistens der Fall zu seyn pflegt – in den folgenden Aufführungen ungleich besser. Frau Spengler, die nicht allein eine ausgezeichnete Sängerin, sondern auch Schauspielerin ist, und als solche manche Rolle vortreflich darstellt, trug die schwierige Partie der „Agathe“ mit kenntnißreicher Präcision und lieblichem Gesange vor, wofür der wackeren Künstlerin auch reichlicher Beifall zu Theil war. – „Annchens“ naive Partie, gleich schwierig in Gesang und Spiel, wurde von Frau Dertinger zwar zur Zufriedenheit des größten Theils der Zuschauer gegeben; doch wollte man in ihrem Spiel mehr Koketterie als Naivetät, und ihren Gesang mehr schreiend als wohlklingend finden. In der That schien ihr ganzes Wesen etwas Keckes, aber nichts Graziöses aus zu drücken. – Hr. Touissant gab den „Kaspar“ ganz im Charakter dieser Rolle und der kräftige Baß dieses Sängers ließ sich, ohnerachtet der sehr lebhaften Instrumental-Musik, prädominirend vernehmen. – Hr. Urspruch, dessen reine, angenehme Tenor-Stimme diesen wackeren Sänger zur Zierde jeder Bühne machen würde, gab den „Max“ als ein in Gesang und Spiel gleich geübter Künstler. Bei der Seltenheit guter Tenoristen verdient Hr. Urspruch um so mehr zu den verzüglichsten der deutschen Bühne gezählt zu werden, da derselbe nicht, gleich den Meisten seiner Kunstgenossen, steif und hölzern seine Partie von der Bühne herab singt, sondern seinen angenehmen musikalischen Vortrag stets mit einem passenden Spiel zu begleiten weiß. Auch als jugendlicher Liebhaber ist Hr. Urspruch ein sehr brauchbarer Schauspieler und dürfte mit einigem Fleiß in Zukunft noch weit mehr leisten können. – Hr. Hartmann senior gab den „Samiel“ als wahren Höllenfürsten id est: mit vielem, vielleicht zu vielem Anstand. Wie übrigens der Dichter in Samiels Mund unter Anderem die dem satanischen Charakter wenig anpassenden Worte: „Das findet sich!“ legen konnte, dürfte um so unbegreiflicher scheinen, da bei dem Teufel sich wohl nichts mehr zu finden braucht, sondern Alles bald gefunden ist. – Auch Hrn. Rösike gebührt einiges Lob für den komischen Anstrich, den er als „Kilian“ dieser wenig bedeutenden Rolle zu geben und die Schwäche seines Gesanges durch passenden Tanz zu ersetzen wußte. Wer thut, was er vermag, hat, was er soll, gethan! – Hr. Spengler als „Erbförster“, Hr. Hartmann junior als „Eremit“ und Hr. Tannhof als „Fürst“, gaben sämmtlich ihre Rollen mit sachgemäßem Kunst-Aufwand. – Es läßt sich mit voller Zuversicht erwarten, daß die Frau Direktrice Walther mit dieser wohlbesetzten Oper auch dem Magdeburger Theater-Publikum einen gewiß sehr willkommenen Genuß verschaffen und reichlichen Beifall einerndten werde.

[…]

Apparat

Zusammenfassung

Bemerkungen über die Schauspieltruppe der Madame Walther und deren Aufführung des „Freischütz“ von Carl Maria von Weber (Teil 2 von 2)

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Gesellschafter, Jg. 6, Nr. 161 (9. Oktober 1822), S. 765–766

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