Adolph Martin Schlesinger an Caroline von Weber in Dresden
Berlin, Donnerstag, 23. März 1826

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Frau Kapellmeisterin v. Weber

Mein jüngstes Schreiben vom 18 d. wird in Ihren Händen sein. Vor Allem theile ich Ihnen einen Auszug, aus einem Schreiben meines Sohnes aus London mit, welcher wenn Sie auch bereits einen Theil von Ihrem Herrn Gemahl erfahren haben, doch gewiß nicht so vollständig sein wird, wie ich es Ihnen schreibe, das Gute kann man ja nicht oft genug hören. Mein Sohn schreibt mir wie folgt: "Herr v. Weber erschien Mittwoch den 8tn. d. zum ersten Male öffentlich in Covent Garden wo die Anzeige: A Selection from ’der Freischütz’ under the direction of the composer Carl Maria v. Weber (being his first appearance in this country) ein überaus zahlreiches Publikum angezogen hatte, ein viermaliges Vivat schallte dem Hochgefeierten Meister entgegen, die Damen winkten mit den Tüchern, die Männer schwenkten die Hüte und ein Enthusiasmus hatte sich des ganzen Publikums bemeistert, der nur durch ein so wahres Verdienst und Talent wie das des Herrn v Weber erregt werden kann. Die Ouverture der Chor der Brautjungfern, und der Jaegerchor mußten wiederholt werden. Die übrigen Stücke wurden rauschend aplaudirt, der bescheidene Meister verneigte sich häufig gegen Sänger u. Sängerinnen gleichsam als wolle er einen Theil des Beifalls welcher ihm gezollt wurde auf diese übertragen. Freitag d. 10 d. dirigirte der Herr v Weber zum 2 Male den Freischütz in Coventgarden und ein gleicher enthusiastischer Beifall wurde ihm gezollt, die Ouvert. und mehrere Gesangstücke mußten wiederholt werden. Alles ist nun auf d Herr v Webers neue Oper der Oberon gespannt. sie soll ganz Anfang künft. Monats gegeben werden.

Dieser Bericht noch detaillirter über Sänger und Sängerinnen wird in kommender Woche im Freimüthigen und die mus. Zeitg. aufgenommen werden. mein Sohn schreibt mir Herr v Weber habe bereits nach Dresden geschrieben*, daß mir die Part. schleunigst gesendet werden solle, damit ich die Arrangements daraus besorgen lassen kann, ferner daß das Privilegium v. König v. Sachsen bereits erfolgt ist.

Ich ersuche Sie daher mir gefälligst so schleunig als möglich die Part. des Oberon, so wie außerdem einen richtig geschriebenen Text zu übersenden, da der im Kl. A. höchst fehlerhaft ist. Auch ist mir die Part. um so wichtiger weil im K. A. viele zweifelhafte Stellen sich befinden wo Herr A. Schmitt der sich der Korrektur unterzogen hat, nicht weiß und nicht bestimmen mag ob es Fehler sind oder ob H v Weber es aus Gründen so haben wollen, welches nur durch Einsicht in d. Part. entschieden werden kann. Wenn Sie die Ouv. erhalten, ersuche ich Sie, mir Sie schleunigst zuzusenden.

Herr Carl Blum wünscht den 30. d. in seinem Konzert das erste Elfenchor und eine Cav. die Mad. Milder singen soll und nur v. Pfte oder Harfe begleitet sein soll, aufzuführen. Er versicherte mir daß H v. Weber nichts dagegen haben würde. – In Übereinstimmung mit H. Prof. Lichtenstein habe ich ihm das Elfenchor verweigert, wenn er nicht die Original Instr. dazu haben kann um den Effekt zu verfehlen. Die Cavat. habe ich ihm kopiren lassen unter schriftlicher Versicherung daß sie in Niemandes Hände kommen darf. Was meinen Sie dazu hochverehrte Fr. Kap. M.? Wollen Sie ihm wohl die Instrumentirung zum Elfenchor geben oder bei Uebersendung der Part. die Erlaubniß daß er sie benützen kann? Auch hierüber bitte ich mir schleunigst Ihre gefällige Antwort aus.

[ohneUnterschrift]

Apparat

Zusammenfassung

teilt ihr einen Auszug aus dem Schreiben seines Sohnes aus London mit, wo über Webers Konzert in Covent Garden berichtet wird und der in der kommenden Woche im Freimüthigen und der Berliner Musikalischen Zeitung erscheinen solle; bittet, die Partitur und einen richtig geschriebenen Oberon-Text schleunigst nach Berlin zu senden, damit er Arrangements anfertigen u. den KlA korrigieren könne; Blum wolle in einem Konzert 2 Nummern aus Oberon geben, er habe dies teilweise verhindert und bittet um ihre Stellungnahme

Incipit

Mein jüngstes Schreiben vom 18 d. wird in Ihren Händen sein

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Entwurf: Erzhausen (D), Archiv des Verlags Robert Lienau (D-ERZrl)
    Signatur: Kopierbuch Schlesinger 1826–1833, S. 11–13

    Einzelstellenerläuterung

    • „…  habe bereits nach Dresden  geschrieben“Den Hinweis, dass Schlesinger die Partitur des Oberon erhalten könne, enthielt erst Webers Brief an seine Frau vom 6./7. April 1826.

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