Aufführungsbesprechung London, Conventgarden Theatre: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 8. März 1826
London, den 14. März 1826
Karl Maria von Weber erschien Mittwoch den 2.‡* d. M. im Convent-Garden, wo die Anzeige: a Selection from "der Freischütz under the direction of the composer Karl Maria von Weber" (being his first appearance in this country) ein überaus zahlreiches Publikum angezogen hatte; ein viermaliges Vivat schallte dem gefeierten Meister entgegen, die Damen winkten mit den Tüchern, die Männer schwenkten die Hüte, und ein Enthusiasmus hatte sich des ganzen Publikums bemeistert, der nur durch ein so wahres Verdienst und Talent wie das des Herrn von Weber erregt werden kann; die Ouvertüre, das Chor der Brautjungfern und das Jägerchor mussten wiederholt werden, | und die übrigen Stücke wurden rauschend applaudirt. Der bescheidene Meister verneigte sich häufig gegen die Sänger und Sängerinnen gleichsam als wolle er einen Theil des Beifalls, welcher ihm so reichlich gezollt wurde, auf jene übertragen. Miss Paton sang die Partie der Agathe mit vielem Ausdruck und Gefühl. Mr Braham hatte die Partie des Max übernommen und sang so gut er konnte; obgleich er ganz in den Geist des Komponisten eingedrungen war und diese Partie mit Geschmack und vieler Kunst durchführte, so reichte seine Stimme nicht mehr dazu hin; besonders ist sie in den hohen Tönen unangenehm und schreiend und lässt den Uebergang der Bruststimme ins Falset zu sehr hören. Mr. Philippo und Miss Farrar waren sehr löblich in den Partien des Kaspar und des Annchen. – Freitag den 10. d. M. dirigirte Herr v. Weber zum zweiten Mal den Freischütz im Convent-Garden, und ein gleicher enthusiastischer Beifall wurde ihm gezollt, mehrere Gesangstücke und die Ouvertüre mussten wiederholt werden. – Herr Fürstenau, erster Flötist S. M. des Königs von Sachsen spielte im Zwischenakte brillante Variationen für die Flöte über eine Arie aus Preziosa, und gefiel sehr. Alles ist nun auf Hrn. v. Weber’s neue Oper "der Oberon"*) gespannt; sie soll ganz im Anfange kommenden Monats gegeben werden. –
[Originale Fußnoten]
- Der Klavierauszug, vom Komponisten selbst angefertigt, nebst verschiedenen andern Arrangements dieser Oper wird, mit Privilegien gegen den Nachdruck armirt, schon im Anfange des Juni in der Schlesingerschen Buchhandlung in Berlin (die uns die meisten Werke von Weber geliefert) erscheinen. D.R.
Apparat
Generalvermerk
Der Bericht stammt aus einem Brief Carl Schlesingers an seinen Vater; vgl. dessen Brief an Caroline von Weber vom 23. März 1826.
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Ran Mo
Überlieferung
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Textzeuge: Berliner allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 3, Nr. 13 (29. März 1826), S. 103–104
Einzelstellenerläuterung
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„2.“recte „8.“
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„… Weber erschien Mittwoch den 2.“Vgl. Webers TB vom 8. März 1826.