Carl Maria von Weber an Friedich Rochlitz in Leipzig
Berlin, Samstag, 25. April 1812
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Lieb ist es mir freylich nicht, daß der Aufsaz nicht so abgedrukt werden kann, aber Ihre Gründe sind so bedeutend daß sich nichts dagegen sagen lä߇t, und hätte ich gewußt daß schon früher etwas ausführlicheres darüber erschienen sey, hätte ich die Rec:‡ gar nicht geschrieben. Uebrigens kann Gott sey Dank, wie ich Sie kenne nie von einem böse werden unter uns die Rede sein. da Weber sehr viel daran gelegen scheint, das Dings doch gedrukt zu sehen, und ich ihm Ihren Brief mittheilte, so will ich es in eine andere Form bringen, und Ihnen wieder zuschikken, wo Sie es dann Gelegentlich wenn Sie gerade übrigen Plaz haben abdrukken laßen. Hingegen bitte ich um baldige Beförderung des beyliegenden. und um ein paar Exempl: dann davon. Wenn ich Ihnen heute sehr zerstreut und abgerißen schreibe, so rechnen Sie dieß nicht mir, sondern einem traurigen Ereigniße zu das mich niederbeugt. mit Ihrem Briefe zusamen erhielt ich die Nachricht von dem Tode meines geliebten Vaters, und so sehr ich bey einem 78jährigen Greiße darauf vorbereitet war, so sehr hat es mich doch erschüttert. ich stehe nun ganz allein. und nur der Trost hin und wieder in eines Freundes Brust zu leben, hält mich aufrecht. Sie haben vollkomen Recht, dieß lange U‡mherschweiffen macht schlecht, und so lange ich dieß noch‡ fühle ist es gut, aber leider giebt es erstlich nur diesen Weg sich schneller bekannt zu machen, und vielseitige Bildung zu erlangen, und zweitens ist es schwer für mich einen Wirkungs Kreiß zu finden, wo ich wahrhaft der Kunst zum Nuzzen leben kann, denn mich blos füttern zu laßen ohne bedeutende Thätigkeit wäre mir unerträglich. Kömt Zeit, kömt Rath. ich gehe ruhig meinen Weg, bin so fleißig wie möglich, und suche wenigstens mir keine Vernachläßigung oder Versäumung zu Schulden kommen zu laßen. Alles übrige empfehle ich meinem Stern. — Mit meiner Sylvana geht es langsamT, wie hier alles geht. doch wird es gehn.
den Bogen Rezensionen schikte ich Ihnen nur deßhalb ganz, weil ich nicht Zeit hatte die der‡ Finkschen Lieder mehr abzuschreiben. Schon so lange habe ich dieser herrlichen Seele schreiben wollen, und nicht dazu kommen können, sagen Sie ihm doch alles Liebe und Gute von mir.
Ihrer trefflichen Gattin und lieben Kindern
empfehle ich mich herzlichst und Sie bitte ich den Verlaßnen nicht zu vergeßen, der ganz
ist
ihr
Weber.
Berlin d: 25t Aprill 1812.
Apparat
Zusammenfassung
bedauert, dass die Rezension (zum Eisenhammer) nicht so abgedruckt werden kann, und will Umarbeitung schicken; erwähnt Tod des Vaters; es sei schwer für ihn, einen passenden Wirkungskreis zu finden; mit der Silvana ginge es langsam
Incipit
„Lieb ist es mir freylich nicht“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. II A c, 1Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- von F. W. Jähns mit Bleistift auf der Adressenseite: „Carl Maria von Weber | 4.15.“, auf der Briefseite Einfügungszeichen nach „des beyliegenden“ und damit zusammenhängend am unteren Rand ergänzt: „Rezension von | Drieberg Tacagno.“
Provenienz
- November 1864 erworben über Wilhelm Künzel
Dazugehörige Textwiedergaben
-
tV: Anonym, Aus Carl Maria von Weber's Briefen, in: Niederrheinische Musik-Zeitung für Kunstfreunde und Künstler, Jg. 12, Nr. 43 (22. Oktober 1864), S. 338 (unvollst.)
-
tV: MMW I, S. 358