Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Prag, Freitag, 13. September 1816
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Kontext
Absolute Chronologie
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- 1816-09-12: an Gänsbacher
- 1816-09-13: von Lauska
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- 1816-09-17: an Schlesinger
- 1816-09-18: von Desfours
Korrespondenzstelle
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- 1815-07-25: an Lichtenstein
- 1815-04-15: von Lichtenstein
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- 1817-01-23: an Lichtenstein
- 1817-01-25: von Lichtenstein
Mein theurer lieber Bruder!
Daß du mir noch nicht geschrieben ist zwar unserem Abkommen gemäß ein Trost für mich, indemΔ es mir als Beweiß deiner Gesundheit dienen soll, aber beruhigender wären mir doch ein paar Worte von dir selbst gewesen. Mir geht es gut bis auf eine Menge Dinge die sich jetzt zusammen häufen, wozu die Anwesenheit mancher Conzertgeber Mlle: Schmalz a la téte*, viel beyträgtT.
Neues ist mir nichts paßirt als daß ich zur Abwechslung wieder einmal eine Dose von unserm allergnädigsten Kaiser mit seiner Chiffre in Brillianten erhalten habeT. Der Zweck dieser Zeilen ist übrigens dir in aller Eile zu sagen, daß ich hoffe anfangs 8br in Berlin einzutreffen, und daß du mit der unter uns festgestellten Ehrlichkeit und ächten Offenheit mir sagen sollst ob ich bei dir wohnen soll, oder ob du so gut sein willst mir sonst wo ein stilles Stübchen zu miethen. ich will 4 Wochen in Berlin arbeiten, kein Konzert geben; und meine Erholungsstunden meinen Freunden weihen. also bitte ich dich mir bis Ende 7br hierher nach Dresden postrestant zu schreiben – was du über mich beschlossen hast. Du weißt wohl daß ich nicht leicht einen andern so fragen würde, aber ich weis du wirst es mir unumwunden sagen und bestimmen, da ich natürlich weder dich und deine liebe gute Frau im geringsten geniren möchte noch auch selbst gestört sein möchte.
Von Lauska habe ich einen gar lieben Brief erhalten, den ich leider jetzt unmöglich beantworten kann, sage ihm nur nebst 1000 grüßen, daß Fanny Wiebeking viel gesünder ist, und man ganz ihre Herstellung hofft, zur Freude aller Guten*.
Alles erdenkliche Herzliche an deine liebenswürdige brave Victoire und grüße an deinen lieben Eltern* und allen FreundenΔ von deinem
einzigΔ unveränderlichen Freund u Bruder
C. M. vWeber
Prag, den 13ten 7br 1816.
Apparat
Zusammenfassung
teilt mit, dass er Anfang Oktober nach Berlin kommen wolle, um dort vier Wochen zu arbeiten; fragt an wegen Unterkunft in Berlin
Incipit
„Daß Du mir noch nicht geschrieben, ist zwar unserem“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung in 2 Textzeugen
-
1. Textzeuge: Kopie: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
Signatur: PB 37, Nr. 14Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (1 b. S.)
- Abschrift von unbekannter Hand
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 163
-
Rudorff 1900, S. 57–59
-
2. Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. II B, 1. f., Nr. 13, S. 302f.Quellenbeschreibung
- Abschrift von Ida Jähns
Themenkommentare
Textkonstitution
Wiedergabe nach Textzeuge 1, nachgewiesen werden nur sinntragende Lesarten des Textzeugen 2
Einzelstellenerläuterung
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„… hofft, zur Freude aller Guten“Lauskas und die Familie von Wiebeking hatten sich im Juli 1816 in Karlsbad kennengelernt, wo sie sich zur Kur aufhielten; vgl. Webers Tagebuchnotizen vom 14. Juli 1816.
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„… grüße an deinen lieben Eltern“Weber hat offenbar nichts vom Tod von Lichtensteins Vater am 16. Februar 1816 gewusst, oder er meinte Lichtensteins in Berlin lebende Schwiegereltern.
Lesarten
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Textzeuge 1: „indem“Textzeuge 2: „wenn“
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Textzeuge 1: „allen Freunden“Textzeuge 2: „alle Freunde“
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Textzeuge 1: „einzig“Textzeuge 2: „ewig“