Carl Maria von Weber an Louis Brandt in Mainz (Entwurf)
Dresden, Freitag, 20. Juni 1817

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An Louis Brandt. d. 20t Juny 1817.

Wohlgeb: Herr, verehrter Freund und künftiger Schwager!

Schon lange hatte ich mir vorgenommen, Ihnen dem Bruder meiner geliebten Lina zu schreiben, und ihn auch um seine Theilnahme und Freundschaft für mich zu bitten, aber immer hinderten mich dringende Geschäfte Arbeiten an diesem lieben Geschäfte. Heute bringen mich Anliegen mancherley Art zu Ihnen. das Erste ist daß ich Sie ersuche beiliegenden Brief Ihrem Verehrten Vater zu übergeben, in welchem ich ihn um seine Einwilligung und seinen Seegen zu meiner Verbindung mit seiner Tochter bitte. das zweite betrifft die Reise Ihrer guten Mutter. Zu gleicher Zeit mit Carolina hatte ich einen andern Plan entworfen, der mir für alle Theile und Intereßen zwekmäßiger scheint. Gastrollen um jene Zeit oder überhaupt binnen hier und dem Winter in Dresden zu geben, ist fast ganz unmöglich, da die Organis: der deutschen Oper so viele derselben herbey führt, nur 3 mal die Woche gespielt wird, und das Honorar unbedeutend ist. in Prag ist wenigstens das leztere derselbe Fall. Da ich nun ohnedieß eine Reise in die Rheingegend machen soll, so werde ich die Mutter selbst nach Mannheim bringen, und so die Freude erleben Sie mit Ihrer lieben Frau zu sehen, und uns den Seegen des alten Vaters selbst zu holen. der Trennung Schmerz wird dann Jedem wieder drükend sein, die thätige und in allen Theatralischen Erfordernißen so erfahrene Mutter, wird sich wohl fühlen in der Nähe Ihres geliebten Sohnes und der neuen Tochter und Enkel*, Lina wird sie gut versorgt wißen und beruhigt sein, und die weitere Reise wird ihr zur Erholung dienen. Ich bin überzeugt daß Sie auch mit diesem Plane zufriedener als mit dem vorigen sein werden, da er sie nicht von ihrer lieben Frau entfernt zu einer Reise die keinen Vortheil bringen kannte.

Ich freue mich herzlich darauf Sie und die Ihrigen zu umarmen, schenken Sie mir Ihre Freundschaft,
Ihre Achtung werde ich zu verdienen wißen, und glauben Sie mich, mein lieber künftiger Schwager, mit der aufrichtigsten Innigkeit und Herzlichkeit Ihrentreuen Freund
vWeber.

Apparat

Zusammenfassung

bittet ihn, beiliegenden Brief (mit Bitte um Einwilligung in die Ehe) dem Vater zu übergeben; redet ihm Gastrollen in Dresden aus u. schlägt vor, stattdessen selbst in die Rheingegend zu kommen u. dabei die Mutter mitzubringen

Incipit

Schon lange hatte ich mir vorgenommen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VII), Bl. 54r

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. II B, S. 823

Textkonstitution

  • „Ihnen“durchgestrichen
  • „Geschäfte“durchgestrichen
  • welchem„dem“ durchgestrichen und ersetzt mit „welchem
  • Reise die„durchaus reizlosen Reise“ durchgestrichen und ersetzt mit „Reise die
  • a„o“ überschrieben mit „a
  • „te“durchgestrichen
  • mein„mit“ überschrieben mit „mein
  • „lieber künftiger Schwager,“am Rand hinzugefügt
  • „mit der“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… der neuen Tochter und Enkel“Maria Magdalena Brandt war zu diesem Zeitpunkt schwanger und kam im Sommer 1817 mit einer Tochter (Jeanette Brandt) nieder.

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