Carl Maria von Weber an Johann Philipp Samuel Schmidt in Berlin
Dresden, Donnerstag, 26. November 1818
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- 1819-01-19: an Schmidt
- 1818-12-14: von Schmidt
Geehrtester Freund!
Zürnen Sie nicht über mein langes Schweigen, das stets nur die Folge von überhäufter unausweichlicher Arbeit ist. Auch heute nur einige Worte die Ihnen anzeigen sollen daß morgen wieder die Proben von Ihrem Fischermädchen anfangen*. ich hatte sie gleich nach meiner Ankunft in der Stadt vorgenommen, muste sie aber aus mancherley Rüksichten unterbrechen, nun soll die Oper aber noch vor dem Anfange unsrer Weynachtsferien /: den 12t Xb :/ in Szene gehen*. der Himmel gebe seinen Seegen dazu, an unsrer aller Eifer soll es nicht fehlen.
Meine JubelKantate und JubelOuverture werden herauskommen, erstere mit einem noch allgemeiner brauchbareren 2t Text vom Pr: Wendt. an meiner Jägersbraut habe ich seit Jahr und Tag keine Note schreiben können. hingegen arbeite ich jezt an einer 2t Meße zur Jubelhochzeit unsers KönigsPaares im Januar 1819.
Zu der Alpenhütte soll später schon Rath werden*. Ich freue mich daß Ihre Arbeiten sich verbreiten. Können Sie gelegentlich die Direktion ‡ in Kopenhagen auf meine Silvana und Abu Hassan aufmerksam machen, so stehn erstere für 40 und leztere für 20# derselben zu Diensten*.
Silvana wird zu Neujahr auf Verlangen des Königs hier‡ gegeben*. Der Tod der trefflichen guten Harlas hat Sie gewiß auch tief erschüttert, mich unendlich. der arme Bärmann. daß Mad: Milder meine Arie nicht gesungen hat, wundert mich gar nicht, ja, ich hätte mich gewundert wenn sie es gethan hätte. – – – Meine Meße wird nun wohl bald in Berlin dran kommen, so viel mir hier der H: Graf Brühl sagte*.
Vergelten Sie nicht Gleiches mit Gleichem sondern laßen Sie mich bald wieder etwas von sich hören, ich brauche wahrlich Erheiterung durch Freundes Theilnahme und die Berührungen nach Außen.
Grüßen Sie mir alle Bekannten und Freunde herzlichst und denken Sie freundlich an Ihren Freund Weber. Dresd d: 26t 9b 1818.
Apparat
Zusammenfassung
Schmidts Oper Das Fischermädchen solle nun in Szene gehen; berichtet über seine kompositorischen Arbeiten; bittet, die Kopenhagener Direktion auf seine frühen Opern aufmerksam zu machen; erwähnt Tod der Harlas und Druck seiner Messe
Incipit
„Zürnen Sie nicht über mein langes Schweigen“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler; Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Cambridge (MA) (US), Harvard University, Houghton Library (US-CAh), Theatre Collection F
Signatur: TS 990.1 v.5 (Misc.)Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- PSt: DRESDEN | 30. Nov. 18
- zwei Sätze („der arme ... gethan hätte.“) von fremder Hand gestrichen
- auf der Briefseite von fremder Hand ergänzt mit Bleistift „Weber“, mit Tinte „No.1.“
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Caecilia Bd. 8 (1828), S. 167–168
Textkonstitution
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„… Können Sie gelegentlich die Direktion“unleserliches gestrichenes Wortfragment
-
„hier“über der Zeile hinzugefügt
Einzelstellenerläuterung
-
„… Proben von Ihrem Fischermädchen anfangen“Einen ersten Probenzyklus hatte es bereits vom 17. bis 21. Oktober gegeben, ein neuer begann am 27. November 1818 (vgl. Tagebuch).
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„… für 20# derselben zu Diensten“Der Abu Hassan kam erst am 11. März 1824 in Kopenhagen zur Aufführung, die Silvana zu Webers Lebzeiten gar nicht.
-
„… Verlangen des Königs hier gegeben“In Dresden fanden laut Tagebuch zwischen dem 20. Oktober und dem 4. Dezember 1818 Einstudierungsproben für die Silvana statt; in der Konferenz vom 6. Dezember wurde die Premiere dann aber zugunsten der Camilla verschoben und schließlich ganz zurückgestellt. Erst Anfang 1821 gab es erneut Überlegungen, das Werk in Dresden ins Repertoire aufzunehmen, weshalb Weber im Brief vom 16. Januar an Brühl wegen eines Gastspiels zweier Tänzerinnen, die in Berlin 1813/14 die Silvana (Wilhelmine Gemmel, Name der 2. Tänzerin unbekannt) sowie deren Spiegelbild (in der Spiegelszene) getanzt hatten, anfragte. Ein ähnlicher Brief ging am 8. Februar an den Berliner Theatersekretär Teichmann. Schließlich scheiterte diese Planung an den zu hohen Gagenforderungen der Tänzerinnen; vgl. Webers Tagebuchnotiz vom 23. Februar 1821.