Carl Maria von Weber an Friedrich Gerstäcker in Kassel
Dresden, Freitag, 19. März 1824

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S Wohlgebohren

Herrn Friedr: Gerstäcker

Kammer Sänger, und

Erstem Tenoristen des Churfürstl.

Hoftheaters

zu

Cassel.

Beßer kurz, als gar nicht, betrachten Sie mein lieber Freund als die aufgedrungene Devise dieses Briefes.

Ich habe Ihre Angelegenheit, die wahrlich eben so sehr die Meinige war, so behutsam und eindringlich betrieben, als die Achtung die ich unseren Verhältnißen schuldig bin, und die Freude Sie wieder zu hören, von mir verlangten.      Aber — es gieng nicht*.      der Geheim R: hat wahrlich nichts mehr gegen Sie persönlich; ja ich bin fest überzeugt daß es ihm schon innigst leid gethan hat, Sie verlohren zu haben.      Aber soll er diesen unersezlichen Verlust dem Publikum aufs Neue ins Gedächtniß rufen? Soll er die langsam verharrschte, wohl noch nicht geheilte Wunde selbst wieder aufreißen?      Sezzen Sie sich in seine Laage.      Sie sind zu vernünftig und billig als daß Sie dieß nicht einsehen sollten.

Ich hoffe, Ihnen nicht erst versichern zu dürfen, wie sehr schmerzlich mir es ist.      Laßen Sie es nur nicht entgelten und machen Sie mir ja die Freude Sie mit Ihrer lieben guten Frau bei uns zu sehen aber ja nicht zu spät.      denn gegen Ende Juny muß ich nach dem Marienbade.      Und schreiben Sie hübsch bestimmt wann Sie hier eintreffen.

Wegen Ihrem Pigmalions Wunsch — mündlich.      Noch immer bin ich allein im Dienst. Schubert ist todt.

d: 31t soll Euryanthe sein. Wie oft werde ich da an Sie denken.

Grüßen Sie mir meinen lieben Freund Spohr herzlichst. ich habe den freudigsten Antheil an seiner Aufnahme in Leipzig genommen*. Er ist mir noch Antwort schuldig* wegen Besezzung der Jeßonda.      ich laße ihn darum bitten. Er soll sich nichts daraus machen, wenn seine Direction meine Euryanthe zu theuer findet. | 40 Fried: d: |      Ich bin es schon von den Directionen gewohnt, daß sie keine Rüksicht auf den Mann nehmen der ihnen so viel Geld eingebracht hat.

Meine Frau wird selbst an Ihr lieb Frauchen schreiben. Mit alter Freundschaft
Ihr
herzlich ergebener
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

trotz intensiver Bemühungen konnte er nichts für G. (wegen eines Gastspiels) erreichen; hofft aber dennoch sehr auf einen Besuch der G’s, bevor er ins Marienbad geht; erwähnt Tod Schuberts, geplante Euryanthe-Aufführung und bittet, Spohr um Nachricht über Besetzung seiner Jessonda zu veranlassen

Incipit

Beßer kurz, als gar nicht, betrachten Sie mein

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
    Signatur: Weber an Gerstäcker 2

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: DRESDEN | 19. März 24

Textkonstitution

  • „schuldig bin“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… Aber — es gieng nicht“Gerstäcker plante offenbar seine Gastspielreise, die ihn u. a. im Mai 1824 nach Magdeburg und im Mai/Juni 1824 nach Leipzig führte; vgl. Magdeburgische Zeitung, 1824, Nr. 60 (18. Mai), Nr. 61 (20. Mai) und Nr. 62 (22. Mai) sowie Fambach (Leipzig). Erhoffte Gastauftritte in Dresden wurden nicht genehmigt, trotzdem hielten sich die Gerstäckers ab 8. Juni in Dresden auf (vgl. Tagebuch).
  • „… seiner Aufnahme in Leipzig genommen“Leipziger Erstaufführung der Jessonda am 9. Februar 1824.
  • „… ist mir noch Antwort schuldig“Auf Webers Brief vom 12. Januar 1824.

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