Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Leipzig, Donnerstag, 16. Februar 1826 (Nr. 1)
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Abends 7 Uhr.
Guten Abend meine herzgeliebte Mukkin! Wolle doch Gott daß es dir eben so gut gegangen wäre als uns Wandernden. wir waren um ½ 1 Uhr schon in Oschatz. aßen recht gut und mit Appetit zu Mittag, und gelangten jezt schon sehr glüklich hier an. Wir sizzen so vortrefflich eingekuschelt daß wir ein paarmal die Handschuhe ausziehen mußten weil es so warm wurde. Fürstenau hätschelt mich wie eine Kindbetterin, ich habe fast gar nicht gehustet, das ruhige Sizzen im guten Wagen war mir eine ordentliche ErholungT, so daß ich gar nicht angegriffen bin. ich habe nur Sorge um dich. Möge doch Gott mein heißes Flehen erhören, und dir nur etwas Ruhe ins Gemüth schenken. Fürstenau ist wirklich ein recht lieber Reise Gefährte für mich, da wir so einerley Felle sind, und von unsern Frauen und Kindern plaudern können. in Oschaz, wie ich Abschied von dem alten Johann und den HottosT nahm, und nun nichts von Dresden mehr so bei mir hatte, wurde mir wieder recht weich ums Herz, und ich mußte geschwind in den Wagen kriechen, damit die Leute es nicht sähen. Eben hat sich schon H: Hofrath Küstner bei mir melden laßen; ich benuzte also den Augenblik bis er mich stört, mit dir zu plaudern, und meine ersten Papiernen Grüße und Küße zu schikken. Morgen bekommst du Nachricht durch den Johann mündlich, und uebermorgen diese Zeilen, da bin ich schon nahe Frankfurt mit Gottes Hülfe. das Wetter ist herrlich. Morgens pfiff der Wind ordentlich, wie wir an den Vorüber gehenden sahen, wir aber spürten nichts davon. Die Füße haben mich ordentlich gebrannt so heiß waren sie; und die Fenster froren. Gegen Mittag aber hatte die Sonnenwärme den Sieg. den ganzen Tag habe ich in Gedanken mit dir und meinen guten bösen Buben verlebt. Gewiß haben Dich Viele die es gut meinten heute gequält mit trösten wollen, und die Fr: sizzen gewiß heute Abend dir auf dem Hals. Einestheils bist du weit beßer daran als ich, du bekömst oft Nachricht von mir, und ich kann in langen 10 Tagen welche von dir haben.
Da hat mich der Küstner lange gepeinigt*, und ich muß für heute schließen.
Gott segne dich 1000 mal + + + mein geliebtes Leben und die Kinder. Grüße alle Freunde, sey brav und gedenke heiter deines sich wohl und Gesund
fühlenden treu liebenden
Carls.
[im Kußsymbol:] 1000 gute
Buß.
Apparat
Zusammenfassung
beschreibt Reise mit Fürstenau über Oschatz nach Leipzig; Abschied von seinem Kutscher Johann und den eigenen Pferden; erwähnt Besuch von Hofrat Küstner im Leipziger Hotel; denkt viel an die Familie zurück
Incipit
„Guten Abend meine herzgeliebte Mukkin! Wolle“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 208Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- Siegelspur und -loch, Fettflecke
Provenienz
- Weber-Familiennachlass
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Reisebriefe, S. 76–77
Themenkommentare
Einzelstellenerläuterung
-
„… mich der Küstner lange gepeinigt“Zum Gespräch mit Küstner u. a. in Vorbereitung der Leipziger Oberon-Einstudierung vgl. Küstners Brief an Karl Theodor Winkler vom 27. März (?) 1826 sowie seine späteren Erinnerungen in: Karl Theodor von Küstner, Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung in Leipzig, Darmstadt, München und Berlin, Leipzig 1853, S. 23 sowie (mit fraglicher Authentizität) in: Karl Theodor Küstner, Rückblick auf das Leipziger Stadttheater, Leipzig 1830, S. 154T.