Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 1. bis 2. März 1817

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Am 1. März: Ferdinando Cortez, von Spontini. Diese dritte Aufführung ist mit vollem Recht so gelungen wie die vorigen zu nennen, besonders war heute auch Sigr. Benelli’s Vortrag sehr zu rühmen. Dem Eindruck dieser Oper ist es unstreitig etwas nachtheilig, daß der erste Akt der schönste und ergreifendste ist; die meisterhafte Scene des Cortez und seiner Waffenbrüder läßt sich eben so wenig überbieten, als die originelle Simphonie und das kriegesmuthige Finale dieses ersten Aktes, zum Theil liegt dies schon in der Dichtung, die hier durch den großen Moment der Geschichte begeistert, höher aufflammt, zum Theil aber auch darin, daß später das Streben nach unerwarteten kunstvollen Modulationen in der Musik bemerkbarer wird und daß der dritte Akt dem Ohre so selten schmeichelt, da die Musik desselben fast nur symbolisch zu nehmen ist; großgedacht ist alles, aber es strömt nicht so aus voller Seele hin, wie im Anfange, statt daß es steigend seyn sollte, welches man von denen Künsten, die wie die Musik, ins Gebiet der Zeit gehören, um so mehr fordert. Doch sind es gerade die beiden letzten Akte, die man öfter hören muß, um ihren Sinn ganz zu verstehen, dann befreundet man sich ihnen immer mehr.

C.

Am 2. März: Otto von Wittelsbach, Pfalzgraf in Bayern, historisches Trauerspiel in fünf Aufzügen von Babo. In Voraus freut sich bei deisem Stücke das Publikum jedesmal auf die schon mehr als einmal erprobte treffliche Darstellung dieses deutschen Heldencharakters durch Herrn Hellwig, und so geschah es denn auch heute, und verdienter Beifall ¦ lohnte dem Künstler, der mit Kraft und Gediegenheit diese Rolle darstellte. Ausgezeichnet waren die großen Momente, wo Friedrich von Reuß ihm den Uriasbrief vorliest, der Monolog vor dem Kaisermord und das Herausstürzen aus dem Zimmer nach vollbrachter That. Leider geht der Charakter im letzten Akte so ganz unter, und der früher bewirkte Effekt großentheils verloren, so daß wenn nicht die Handhabung der poetischen Gerechtigkeit nothwendig wäre, es schier zu rathen seyn dürfte, mit dem vierten Akte zu schließen.

Th. Hell.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsberichte Dresden: „Ferdinando Cortez“ von Gaspare Spontini am 1. März 1817 / „Otto von Wittelsbach“ von Babo am 2. März 1817

Entstehung

vor 10. März 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 59 (10. März 1817), Bl. 2v

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