Karl Theodor Winkler an Giacomo Meyerbeer [in Baden-Baden]
Dresden, Mittwoch, 18. Februar 1835
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1834-06-14: an Justizamt
- 1834-08-14: von Weber
Folgend
- 1836-04-18: an Justizamt
- 1838-12-03: von Mendelssohn Bartholdy
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1827-07-21: von Meyerbeer
Folgend
- 1837-01-03: an Meyerbeer
- 1845-03-26: von Meyerbeer
Laßen Sie mich Sie immner noch so nennen, ob ich gleich seit so langer Zeit keiner freundlichen Worte von Ihnen mich zu erfreuen gehabt habe. Mehr als Einmal habe ich an Sie geschrieben, um mich wegen aller Misverständnisse welche in den Weberschen Nachlaßangelegenheiten leider zwischen uns eintraten, zu entschuldigen ohne jedoch eine Antwort darauf von Ihnen zu erhalten. Doch verlange ich bey Ihren vielen Geschäften mit anziehendern Gegenständen dieses gar nicht, wenn ich nur überzeugt seyn kann, daß Ihr Herz mich auch wirklich für entschuldigt gehalten, und wieder in seine alten Rechte eingesezt hat.
Und dazu machte mir Ihre trefliche Mutter Hofnung, als Sie das leztemal in Dresden uns einige Tage schenkte, und ich da ausführlich diese Angelegenheit mit ihr besprach. Sie wollte selbst deshalb an Sie schreiben. Möchte Sie es doch gethan und dadurch alle Ungleichheit geebnet haben.
Bey dieser Gelegenheit erinnerte auch Ihre theure Mutter die Kapellmeisterin Weber daran, daß sie doch nunmehr ja nicht zögern möchte, Ihnen die Materialien zur Bearbeitung des Werkes zuzusenden wozu Bruderliebe und Verehrung gegen den Verewigten Sie veranlaßt. Die jetzige Zögerung war daher nur die Folge meiner Hofnung, unterdessen von Ihnen selbst einige Zeilen zu erhalten.
So glücklich bin ich nicht geworden, aber meine Pflichten gegen meine lieben Weberschen Kinder will ich nicht länger unerfüllt laßen, will Ihnen mit allen dem was ich in dieser Hinsicht besitze entgegenkommen, selbst auf die Gefahr hin, daß Sie mich für zudringlich halten. |
So empfangen Sie denn in der Anlage:
1.) eine genau durch einen Musiker verglichene Abschrift — Abzeichnung möchte ichs nennen — des OrginalManuscripts unseres Webers, auf jedem Blatte von mir signirt,
2.) die Abschrift der beyden ersten Akte der Oper, welchen der 3te folgen soll, so bald Sie es wünschen,
3.) den verlangten Revers, wie ihn Ihr Brief vom August 1833*. vorschreibt und
4.) ein kleines Blättchen, worauf Weber selbst einige Tonarten notirt hat.
Ihre Mutter hat Frau v. Weber versprochen, alles dieses an Sie zu befödern, und vielleicht giebt es Ihnen Veranlassung, mir wieder ein Paar wohlwollende Worte zukommen zu laßen.
Bleiben Sie aber jedenfalls überzeugt, daß ich Sie mit Verehrung und Liebe im Herzen hege, und nie aufhören werde zu seynIhr
treu ergebener Freund
KarlWinkler.
Apparat
Zusammenfassung
trotz mehrfacher Briefe wegen der Weberschen Nachlassangelegenheiten habe er von Meyerbeer keine Antwort erhalten; dennoch sendet er ihm als Anlage: eine Abschrift des Pintos-Manuskripts, Abschrift der beiden ersten Akte (Text), den Revers, wie im Brief vom August 1833 gefordert, und ein Blatt mit Tonarten‑Notizen von Weber selbst; bittet um kurze Bestätigung
Incipit
„Laßen Sie mich Sie immer noch so nennen ob ich gleich“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: N. Mus. Nachl. 97, W/65Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. u. Umschlag)
- Briefumschlag von der Hand von F. W. Jähns
Beilagen
- urspr. Beilage: Bescheinigung über die Rückgabe von Manuskripten und Empfang von entsprechenden Kopien
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Becker (Meyerbeer), Bd. 2, S. 439f.
Einzelstellenerläuterung
-
„… Ihr Brief vom August 1833“Meyerbeer notierte sich in seinem Taschenkalender am 6. und am 9. August 1833 einen Brief an Winkler (vgl. Meyerbeer, Briefwechsel und Tagebücher, Bd. 2, S. 325) – möglicherweise handelt es sich um denselben Brief. Erhalten hat sich jedoch kein Schriftstück.