Aufführungsbesprechung Dresden, Linkesches Bad: Abu Hassan von C. M. von Weber am 31. Juli 1814
Korrespondenz-Nachrichten.
Dresden, am 31. July 1814.
Seit vier Monaten habe ich keinen Bericht über unser Kunst- und Vergnügungs-Leben in Dresden eingesandt, ich darf aber doch einige Mittheilungen nicht länger verzögern, und verspreche künftig regelmäßiger zu berichten.
[…] Von allen Vergnügungs-Orten ward das Link’sche Bad immer noch am meisten besucht, und dort auch am 11. April das Theater von der Joseph Seconda’schen Operngesellschaft eröffnet.
Diese Gesellschaft hat mehrere brave Mitglieder, und da sie durchaus keine Unterstützung aus Staatskassen genießt, leistet sie wirklich so viel, als man nur erwarten kann. Die erste Sängerinn, Mad. Kramer, Tochter des verdienten künstlers Lange in Wien, ist unermüdet, singt recht gut und mit Gefühl, hat eine hübsche Figur, ein sprechendes Auge, und würde noch mehr in ihrem oft recht gefühlten Spiele gefallen, wenn sie nicht zuweilen mit Sprache und Geist etwas affektirte. Mlle. Herz, die Aeltere, ist ganz zu muntern, jovialen Rollen geeignet, hat Feuer und Leben, eine sehr artige Theaterfigur und viel Musik. Ihr Amor im "Baum der Diana" ist ganz allerliebst. Ihre Schwester, eine angenehme Figur auf dem Theater, ist seit Kurzem an Hrn. Gerstäcker verheurathet. Mad. Neumann ist eine wackre Altistinn*. An Dem. Beck, ehemals beym Mannheimer Theater, hat diese Gesellschaft neuerdings eine sehr gute Acquisition gemacht. Sie ist eine schöne Gestalt, von besonnenem Spiel, und verständiger, oft fast zu ruhiger, Geberde; ihre Stimme ist sehr vorzüglich, ungemein wohltönend, voll und biegsam. Sie versteht viel Musik, und lässt es im ihrem Gesange hören. Im "Baume der Diana" stellte sie die Hauptrolle trefflich dar. Unter den Männern bey dieser Gesellschaft zeichnet sich der Tenorist. Hr. Gerstäcker, sehr vortheilhaft durch Gesang und Spiel aus. Fortgehendes Streben ist an ihm sehr zu loben: seine Stimme ist voll Lieblichkeit und doch Stärke; einnehmende Figur und gutes Minenspiel verbinden sich damit. Auch ¦ ist sein Fleiß ausgezeichnet. Der Komiker Geiling hat sehr glückliche Einfälle, und weiß sein Aeußeres gut zu behandeln. Besonders in den ältern Opern ist er ganz an seiner Stelle. Hr. Pillwitz ist ein wackrer Bassist, doch sollte er mehr Mühe auf sein Spiel wenden. Auch Hr. Corradini, Nizschke und Koch haben einige gute Leistungen gegeben. Ein neuer Tenorist, Hr. Alt, trat erst einmal auf. Seine Stimme war fast zu schwach, doch sein Spiel anständig.
Die wandernden Schauspieler, nach Don‡ Franz. von Theod. Hell, mit Musik von Fioravanti, womit das Theater eröffnet ward, gefielen nicht sehr, besser jedoch "Johann von Paris" mit Musik von Boieldieu. Auch Abu Hassan, von Carl Maria von Weber, machte kein großes Glück; doch ward er recht gut gegeben, und die Musik ist höchst originell, wenn auch etwas zu abgebrochen. Außer diesen beyden sahen wir keine neue Oper, wohl aber […]
[…]
Apparat
Zusammenfassung
Aufführungsbesprechung Dresden, Linkesches Bad: „Abu Hassan“ von C. M. von Weber am 15. Juli 1814
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Mo, Ran
Überlieferung
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Textzeuge: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 8, Nr. 204 (26. August 1814), S. 816
Einzelstellenerläuterung
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„… Neumann ist eine wackre Altistinn“Die Altistin Mad. Neumann gehörte gemeinsam mit ihrem Ehemann (Tenor) von September 1810 bis Oktober 1816 der Gesellschaft von J. Seconda an.
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„Don“recte „dem“.