Johann Gottfried Wohlbrück an Giacomo Meyerbeer in Paris
München, Samstag, 26. August 1815

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Mein theurer Freund!

Wie es einmal ein Individuum gegeben hat, dem der Titel eines Grenadiers von Frankreich beigelegt war, so wollen, wie ich höre, alle Ihre hiesigen und Wiener Freunde, bey den Machthabern Deutschlands, so bald der Bundestag zu Frankfurth am Mayn wird eröffnet seyn, billig einkommen, Ihnen den Titel des deutschen Geheimschreibers par excellence zu zu erkennen, indem sie eidlich zu erhärten gesonnen sind, daß ihnen nie etwas geheimer geblieben sey, als Ihre Schreiben. Ich hoffe diese allgemeine Anerkennung Ihrer Verdienste wird Sie ermuntern, restlos wie bisher für Ihre Freunde einzuschlafen und nicht eher zu ruhen, bis sie gänzlich und im im eigentlichsten Verstande todt für alle zu nennen seyn werden. Um Ihnen neue Gelegenheit zu diesem ruhmvollen Unternehmen zu geben, melde ich Ihnen, daß alle Ihre hiesigen Freunde und Bekannten Sie herzlich lieben und sich nach Nachricht von Ihnen sehnen; daß Carl Maria v Weber seit einigen Wochen zum Besuch hier ist und nahe an der Vollendung einer musikalischen Composition der Cantate steht, die ich Ihnen hier in Abschrift, zu einem still verschwiegenen Andenken für mich, beilege; daß Mad: Harlas für den nächsten Carneval als Prima Donna in Venedig engagirt ist; daß sie nur noch vorher in der Geschwindigkeit ein kleines Kind kriegen* und dann im 9ber mit Baermann ihrem Rufe folgen wird. Mir ist das Glück beschieden im 9b einen | Besuch in Berlin besuchen zu können, wo ich unter anderm, auch die Freude erwarte, bey den Ihrigen einige Nachrichten über Sie einziehen zu können. Was sich hier sonst Interessantes zugetragen hat, kann Ihnen Herr Professor Thiersch, welcher mir diesen Brief zu besorgen gütigst versprochen hat, besser sagen, als meine Feder es zu beschreiben vermag.

Ich schließe also mit der Versicherung meiner herzlichsten Freundschaft und bin und bleibe ganz und garder Ihrige
     Wohlbr.

Apparat

Zusammenfassung

spottet über Meyerbeers Schreibfaulheit; meldet, dass Weber seit einigen Wochen da sei und in Kürze eine Kantate vollende, die er hier in Abschrift beilege (mit Bitte um „still verschwiegenes Andenken“), dass Mad. Harlas für Venedig engagiert sei, zuvor aber noch ein Kind gebären wird; er selbst wolle im November Berlin besuchen; sonstige Neuigkeiten könne ihm Prof. Thiersch erzählen, der diesen Brief besorge

Incipit

Wie es einmal ein Individuum gegeben hat, dem der Titel

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. Nachl. 97, A/155

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 283–284

Textkonstitution

  • „einen“durchgestrichen
  • „Besuch“durchgestrichen
  • inüber der Zeile hinzugefügt
  • „in“durchgestrichen

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