Ernst Rudorff an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Köln, Donnerstag, 15. März 1866

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Lieber verehrter Herr Musikdirektor! —

Einen so freundlichen Brief, wie Ihren letzten, darf ich doch nicht ohne Antwort und ausdrücklichen Dank laßen, obgleich die Menge augenblicklich vorliegender Arbeit schon dazu verführen möchte, nur das äußerlich Nothwendige zu thun. Die Art, wie Sie mir schreiben, hat mich wirklich herzlich erfreut, und ich möchte Ihnen meinen Dank dafür recht warm sagen. — Es wäre doch auch arg gewesen, wenn gerade unsere liebe und theure Euryanthe der Anlaß zu einer kleinen Dissonanz zwischen uns gegeben hätte, da sie so viel mehr dazu geeignet ist, alle die, die ihren Schöpfer lieben und verehren, uns daher unter einander zu verbinden. —

Den Weberschen Aufsatz habe ich copirt, und sende ihn Ihnen beifolgend unter Kreuzband mit dem Wunsche, daß er unversehrt in Ihre Hände zurückgelangen möge. Auch für diesen Freundschaftsdienst des Anvertrauens eines Ihnen so werthvollen Schriftstückes den besten Dank!

Ob ich in meiner kleinen Vorrede das Ganze abdrucken laße, weiß ich noch nicht gewiß. Ich hätte eigentlich große Lust dazu; aber beim Gedanken an zu große Breite des Aufsatzes an solcher Stelle hält mich aber das noch davon ab, daß Herr Max v. Weber ihn für den dritten Theil der Biographie versprochen hat. —

Ich will noch überlegen, ob ich vielleicht nur auf diese Zukunftserscheinung hindeute. —

Sie glauben nicht — oder auch Sie glauben es mir, — in wie viele Fälle von Bedenklichkeit man geräth, wenn es gilt, eine solche Partitur herausgeben, wie die der Euryanthe! Und die Arbeit rein äußerlich genommen, ist auch keine kleine. — Trotz alle dem habe ich noch immer die frische Freude an der Sache, und wenn es Beweise für die unvergängliche und unverwüstliche Schönheit des Werks nöthig hätte, so könnte man diese Erfahrung aufführen, die man bei einer Unbedeutenden nicht machen würde.

Mit den besten Grüßen Ihnen und den verehrten Ihrigen bin ich wie stets Ihr wahrhaft ergebener und dankbarer Ernst Rudorff

Apparat

Zusammenfassung

dankt für Übersendung des Weberschen Aufsatzes, den er kopiert hat und schickt ihn wieder zurück, er weiß noch nicht, ob er ihn verwenden wird, weil Max Maria von Weber ihn für den 3. Band seiner Biographie angekündigt hat

Incipit

Einen so freundlichen Brief wie Ihren letzten

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 542

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „für die unvergängliche … Schönheit des Werks“über der Zeile hinzugefügt

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