Aufführungsbesprechung Wien, Hofoper und Redoutensaal: Übersicht Februar 1813 (mit Konzert Harlas/Baermann am 7. Februar 1813

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Wien, d. 3ten März. Uebersicht des Monats Februar.

Hofoperntheater. Mad. Harlas, erste Kammersängerin Sr. Maj. des Königs von Bayern, trat hier am 19ten in der Oper von Cimarosa, gli Orazi e Curiazi, als Curiazio auf. Wir hatten früher schon am 7ten Gelegenheit, ihren trefflichen Gesang in einem Concerte, welches sie mit Hrn. Heinr. Bärmann, erstem Klarinettisten ihres Königs, gab, zu bewundern. In dem heutigen Debut zeichnete sie sich ganz als ausgebildete Sängerin aus, und entzückte, vorzüglich durch ihr Piano in den höhern Tönen, die zahlreich versammleten Zuhörer. Könnte sie mit ihren reinen Silbertönen und geschmackvollen Rouladen in der Höhe, mehr Kraft und Festigkeit in den tieferen und Mitteltönen verbinden, so würde sie auch die strengsten Forderungen befriedigen. Sie erhielt ungetheilten Beyfall, und | wurde sowol nach der ersten Arie, als auch nach dem ersten Akt, einstimmig hervorgerufen, welche Auszeichnung ihr auch bey der zweyten Aufführung am 23sten, zu Theil ward. Das Orchester spielte nicht mit dem sonst gewöhnlichen Eifer, und die Chöre gingen, besonders im letzten Aufzuge, überaus schlecht. – Am 27sten trat Mad. Schönberger, geb. Marconi, in der Oper: Titus der Gütige, als Titus, und Dem. Brandstätter*, vormals beym Theater an der Wien engagirt, als Sextus, auf. Bey Mad. Sch. war alles, Spiel, Gesang, Stellung und männliche Haltung des Körpers, ausgezeichnet, und sie verdiente ganz den Beyfall, der ihr, die ganze Dauer der Oper hindurch, im reichen Maasse gezollet wurde; nur an die Tiefe ihrer Stimme können sich viele Zuhörer nicht sogleich gewöhnen. Dem. Brandstätter erhielt im Ganzen nur mässigen Beyfall. Ihre Stimme ist für dieses Theater zu schwach, dabey für ein aufmerksames Ohr immer etwas zu tief; auch zeichnete sich ihr Spiel nicht sehr vortheilhaft aus. Am Schlusse wurde Mad. Schönb. gerufen, welche dann mit Dem. Br. und Mad. Campi, (Vitellia – die heute bis zum Ekel die schöne Mozartsche Musik mit Schnörkeln und nichtssagenden, unzählige Male gehörten Verzierungen verunstaltete,) erschien. Die Chöre waren schwach besetzt, und gingen auch matt u. schläfrig, was allerdings gerügt zu werden verdient. — — Da das hiesige Publicum an der italienischen Oper immer weniger Geschmack zu finden scheint, so bequemte sich auch Dem. Therese Sessi, — wie schon früher ihre Namens-Verwandtin, Anna Maria – deutsch zu singen, und trat am 26sten zum ersten Male als Julia in der Vestalin, zur Zufriedenheit des Publicums, auf. Obgleich ihr Spiel, vorzüglich im zweyten Acte, mehr herausgehoben und bedeutender seyn könnte: so war doch ihr Gesang und ihre Aussprache schön und deutlich. Hätte sie es über sich vermocht, den Gesang weniger zu verzieren, so würden wir ihr noch mehr Beyfall geschenkt haben.

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Concerte. Wie schon oben erwähnt wurde, gab Mad. Harlas mit Hrn. Heinr. Bärmann am 7ten Febr. Concert im kl. Redoutensaale. Mad. H. sang eine Arie von Simon Mayr, und eine zweyte von Nicolini. Hr. B. spielte auf der Klarinette ein Concert von C. Mar. v. Weber, und am Schlusse ein Adagio mit Rondo. Von dem ausgebildeten Gesange der Mad. H. haben wir bereits gesprochen; auch Hr. B. erhielt, seiner Virtuosität und seines überaus schönen Spieles auf diesem Instrumente wegen, allgemeinen Beyfall. Sein Ton im Adagio und sein Eccho werden uns unvergesslich bleiben. Desto mehr bedauerten wir, dass der Saal sich so wenig gefüllt hatte.

Notizen. Hr. L. Spohr und seine Gattin sind hier in dem Theater an der Wien mit vortheilhaften Bedingungen engagirt worden, und zwar Er als Kapellmeister und erster Orchester-Director, Sie als Solospielerin auf der Harfe. —

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung, Hofoper und Redoutensaal: Übersicht Februar 1813 (mit Konzert Harlas/Baermann am 7. Februar 1813), u.a. mit 2. Konzert für Klarinette (WeV N.13) von Carl Maria von Weber. Bärmann als Solist. Es handelt sich um die Aufführung vom 7. Februar 1813.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 15, Nr. 11 (17. März 1813), Sp. 192–195

Textkonstitution

  • „Eccho“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… Titus , und Dem. Brandstätter“Die Sängerin sang im Kärntnertortheater lediglich zweimal (27. Februar und 30. März 1813) den Sextus, wurde aber nicht engagiert.

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