Aufführungsbesprechung Hamburg: darunter „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber im April 1822

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Die Verhältnisse des verflossenen Monats sind von der Art gewesen, daß während desselben neue Stücke auf die Bühne zu bringen zum Theil unzweckmäßig erscheinen mochte, zum Theil auch nicht wohl thunlich war, da andere, bedeutende Vorbereitungen und Vorstudien zu anderem Zwecke getroffen werden mußten, einzelner Lücken, die in dem Personale der Bühne eingetreten waren, nicht zu gedenken: Neu war die einzige Kleinigkeit: Cypriah und Barbara, Lustspiel von Herrn Töpfer (s. S. 240) das jedoch bis jetzt nicht mehr als zwey Vorstellungen gefunden hat, am 10ten und 12ten. Außerdem haben nur Wiederholungen statt gefunden, unter welchen indessen einzelne nicht ohne Interesse waren.

Da gerade die Charwoche mit den Anfange des Monates zusammentraf, blieb die ersten Tage desselben die Bühne geschlossen, ausgenommen am Charfreytage, den 5ten April, an welchem Haydn’s Jahreszeiten vorgetragen wurden, die wohl eigentlich dem religiösen Ernste dieses Tages nicht sehr angemessen waren. Es fehlt uns aber weder an älteren noch neueren Compositionen – ich will nur an Graun’s Passion, oder an Schneider’s Weltgericht erinnern, – welche zur Feyer eines so heiligen Tages auf die würdigste Weise benutzt werden könnten und um so bereitwilliger benutzt werden sollten, je seltener sich, so edle Genüsse zu verschaffen, öffentliche Veranlassungen darbieten.

Um hieran zunächst die Uebersicht der Oper zu schließen, so hat auch in diesem Monate der Freyschütz von Carl Maria v. Weber – (der von seiner Reise nach Wien bereits wohlbehalten in Dresden wieder angekommen ist!) – zwey Wiederholungen gefunden, am | 7ten und 18ten, immer noch mit sich gleich bleibendem Beyfall. Daß übrigens der Inhalt dieses Stückes wirklich dazu beytrage, hie und da bey einzelnen Individuen den Teufelsglauben an die Wahrheit, d. h. an die Wirklichkeit solcher Erscheinungen und solcher unmittelbaren Einwirkungen des bösen Princips zu befördern und zu befestigen, wird von Einigen alles Ernstes versichert; wenn aber manche noch weiter gehen und daß dergleichen Gegenstände auf die Bühne gebracht werden, eben aus jenem Grunde bedenklich finden, so heißt das doch wohl die Besorglichkeit zu weit getrieben, und eine Connivenz verlangt, dergleichen so kranke, verpfuschte Gemüther als jene zum crassen Aberglauben sich hinneigenden, nicht verdienen. Das Grundschlechte und Unheilbare verdient um so weniger einer schonenden Berücksichtigung, damit es je eher, je lieber, in sich selbst den Tod finde: so ist der freylich strenge, oft gewaltsame, aber auch zugleich heilende, und für das Ganze wohlthätige Gang der Natur im Geistigen, wie im Physischen! – Abwechselnd mit dem Freyschützen ist Preciosa, nach der neuen Besetzung, dreymal wiederholt worden, am 9ten , 15ten und 26sten. […]

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Hamburg: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Dramaturgische Blätter für Hamburg, Jg. 2, Nr. 35 (Mai 1822), S. 275

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