Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: März 1815

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Theaterchronik von Prag.
Monat März.

Den 5. Welche ist die Braut? Lustspiel in 4 Aufzügen von Mad. Weissenthurn. Mad. Rogmann vom Breslauer Theater gab die Marie als Gastrolle. Wir verdankten diesem Kunstgaste den Genuß, unsern würdigen Hrn. Direktor Liebich in einer seiner meisterhaftesten Rollen zu bewundern; noch mehr aber haben ihr alle ihre Vorgängerinnen in dieser Rolle zu verdanken, deren Verdienste jetzt durch Vergleichung in das glänzendste Licht gesetzt wurden. Da es Mad. Rogmann an Sprache, Deklamation und Anstand, kurz an allem, was man von einer Schauspielerin in ersten Rollen zu fordern berechtigt ist, durchaus fehlt, so wollen wir zur Ehre derjenigen Bühne, auf welcher unser braver Schmelka glänzt, hoffen, daß sie dort in einer mehr untergeordneten Sphäre gewaltet haben möge. Hier hatte es bey dieser ersten Gastrolle sein Bewenden.

Den 7. zum Besten des Hrn. Ferdinand Polawsky. Der Vielwisser, Lustspiel in 5 Aufzügen von Hrn. v. Kotzebue. Hr. Polawsky hatte im vorigen Jahre in seiner Beneficevorstellung eine ganz im Schatten ruhende Rolle übernommen, dieses Jahr gab er zum allgemeinen Vergnügen des Publikums die Haupt: – oder vielmehr die einzige Rolle des Stücks, welches gewiß nur seiner bewunderungswürdigen Kunstdarstellung den lebhaften Beyfall verdankte, welcher demselben zu Theil wurde. Dieses Lustspiel ist – des großen Ruhmes des Verfassers unbeschadet – eigentlich gar kein Drama, sondern ein Conflict von gelehrten Notizen in einem komisch-ernsthaften Charakter konzentrirt, und durch eine Reihe von Szenen durchgeführt, und außer der Hauptperson, (die jedoch zu Erde aus den Gränzen des Spasses heraustritt und widerwärtig und verhaßt werden müßte, wenn nicht die Laune des darstellenden Künstlers die grelle Zeichnung des dichtenden noch etwas versöhnt hätte) stehen alle übrigen Personen im ganz Schatten, und machen mitunter derbe Langeweile. Traurige Beyspiele davon sind: der Botaniker und seine Tochter, welche von Hrn. Seewald und Mad. Sonntag sehr brav dargestellt, doch nur ein paarmal Interesse zu erregen vermochten. Die Theaterszene ist ganz ohne Wirkung. Die beste Wendung des ganzen Stückes ist die erlogene Feuersbrunst, wodurch die beyden Schwäger versöhnt werden. Auch wurde diese Szene durch die Hrn. Reinecke, Wilhelmi und Löwe sehr brav gegeben. Nächst der Hauptperson zeichneten sich auch Dem. Brand als Braut, Hr. Liebich als Vater des Vielwissers, und Hr. Kainz als Feuerwerker Knallsilber sehr zu ihrem Vortheile aus, und es scheint in der That wünschenswerth, daß der letztere sich ähnlichen Rollen widmen möge. (Der Beschluß folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

positive Aufführungsbesprechung.

Generalvermerk

bei Bužga Weber zugeschrieben.

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 109 (18. April 1816), S. 435

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Jaroslav Bužga, Vergessene Aufsätze, Berichte und Mitteilungen aus Carl Maria von Webers Prager Wirkungszeit (1813–1816), S. 99.

    Einzelstellenerläuterung

    • Erderecte „Ende“.

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