Aufführungsbericht Prag, Ständetheater: 13. bis 30. März 1816

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Theaterchronik von Prag.

Monat März.

(Beschluß.)

Den 13. Zum Besten des Hrn. Operndirektors K. M. v. Weber. Fidelio, Oper in 2 Aufzügen von L. van Beethoven. Die Wahl dieser so lange nicht gesehenen Oper war eine angenehme Ueberraschung für die Liebhaber der ernstern Tonkunst; jedoch bewies das wenig gefüllte Haus, daß dieß leider die kleinere Zahl sey, und es möge Hrn. v. Weber der Dank dieser Wenigen für die Darstellung eines Werkes lohnen, das so ganz seine höhern Ansichten der Kunst und die wenige Rücksicht auf finanziellen Gewinn beurkundet.

Den 15. Cabale und Liebe, Trauerspiel in 5 A. v. Schiller. Mad. Fries (geborne Spitzeder) vom Nürnberger Theater gab die Louise zur ersten Gastrolle. Eine angenehme Gestalt und ein glückliches Organ zeichnen diese Schauspielerin aus, und mehrere Szenen gelangen ihr sehr. (In ihren folgenden Gastrollen – am 18. die Fürstin in Elise von Valberg, am 26. Gräfin Orsina in Lessings Emilia Galotti, und am 28. Bertha im verbannten Amor – hätten wir ihr mehr Anstand und weibliche Grazie gewünscht, auch hätte in allen diesen Rollen ihre Toiletee etwas geschmackvoller arrangirt seyn dürfen.)

Den 20. Zum Besten der Mad. Junghans und ihrer Kinder: Der Hahnenschlag, und Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person, Ritterlustspiel in 3 Aufzügen. Beyde Stücke sind hier lange nicht gegeben worden, wurden gut dargestellt, und erhielten ziemlichen Beyfall.

Den 21. Camilla, Oper in 2. A. von Paer. Hr. Fries von Nürnberg gab den Herzog als erste Gastrolle. Er hat eine schöne, besonders in der Tiefe und den Mitteltönen sehr kräftige Baßstimme, einen sehr hübschen Vortrag, und verdient unter die bessern Sänger gezählt zu werden, nur fehlt es ihm an mimischer Ausbildung und zumahl zur Darstellung des Herzogs Hubert an Würde und Kraft der Bewegungen. Dieser Mangel ward in seiner zweyten Gastrolle (der Wasserträger Michelly am 23.) weniger sichtbar; am 30. gab er den Don Juan, und entschädigte uns für die etwaigen Mängel seines Schauspieltalents dadurch, daß wir in langer Zeit diesen Part nicht so brav hatten singen hören.

Den 24. Ludwig und Louise oder der Neunte Thermidor, Schauspiel in 4 A. Der Verfasser dieses Stücks scheint einer von jenen Dichtern zu seyn, die das Höchste erreicht zu haben glauben, wenn sie nur Verse gezimmert haben; sie mögen nun schon viel oder wenig taugen, und es bleibt uns nichts übrig, als unser Personale zu bedauern, das sich mit dem Einstudieren eines Stückes plagen mußte, das schwerlich noch oftmals auf die Bühne kommen wird.

Apparat

Generalvermerk

nicht bei Buzga

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 111 (20. April 1816), S. 443

    Einzelstellenerläuterung

    • Toileteerecte „Toilette“.

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