Bericht über die Freischütz-Farce von Septimus Globus (Pseud.)

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Die englische Travestie des Freischützen.

So eben ist bei Baldwyn in London eine Travestie des Freischützen erschienen, unter folgendem Titel:

Der Freischütz. Travestie. By Septimus Globus Esq. With 12 etchings by George Cruikshank, from drawings by an Amateur; and the original tall, whereon the german opera is founded.

Wenn nur ein Werk der Kunst erst travestirt oder in Carikaturen vorgestellt wird, so hat es gewonnen. Es ist populair, und die Opposition, die sich auf diese Weise offenbart, macht das Travestirte und Carikirte immer besprochener und beguckter. Wie ist nicht der Freischütz, und nicht so sehr der Text, wie die Musik, in Deutschland travestirt und carikirt worden, ich meine, in türkischer Musik, auf Leierkasten, in Variationen auf allen Instrumenten bis zu dem Brummeisen! In England geht nun die Oper einem gleichen Schicksal entgegen. Hat man doch schon den Componisten derselben dem Napoleon der Musik, wie Rossini bei dem Herrn von Stendhal heißt, boxend gegenübergestellt, und hinter Beiden als Secundanten die Unternehmer der italienischen und der deutschen Oper. Indessen hat Weber nicht mehr viel zu boxen, denn Niemand in London will jetzt Rossini’sche Musik hören, und Alles läuft dem Freischützen nach, besonders seitdem er nun auch in Coventgarden in einer günstigern Uebersetzung und Anordnung und mit aller Pracht und Fülle theatralischer Decoration und Maschienerie gegeben wird.

Was die hier anzuzeigende Travestie betrifft, so ist sie mehr eine Travestie der Textesworte, als der Fabel des Stücks. Der Gegenstand, die Handlung, die Hauptcharaktere, ja selbst die Namen derselben sind fast ganz unverändert geblieben, und nur der Dialog und die Gesänge haben eine travestirte Natur angenommen. Der Höllenspuk ist be- | sonders in Anspruch genommen worden, und wir sehen z. B. in einem Trio nach der Melodie: I’m a Yorkshireman drei Teufelchen auftreten, Branntwein, Rum und Wachholderschnapps. Dieses unübersetzbare Trio lautet, wie folgt:

Brandy.I’m landed quite ripe from Bordeaux,A prime piece incog for a revelry!Rum.I’m from Jamica – a word, ho!All’s snug! I’m above proof and devilry!Gin.Ruin! let me be admitted;Though I’m private – still I like this rout here!Together.All’s right, but nothing’s permitted.Brandy.Hush!Rum.Hush!Gin.Hush!Together.We’ll all run in and out here.Chorus.Rum-in-milk-titty, Gin-ditty, Brandy, witty tea, Rum go,Rum-in-milk-titty, Gin-ditty, Brandy, witty tea, Rum oh!

Der dämonische Kugelguß ist mit besonderer Carikatur zum Burlesken umgestaltet. Zu den Ingredienzen der Kugelmasse gehört Folgendes: Blei von dem Sarge eines Parodisten, Menschenweisheit in einer Nußschale, auch ein Bißchen Verstand aus den alten guten Zeiten, und Zufälle von den alten schlechten Wegen:

Here are accidents from bad old ways!Here’s some wisdom of the good old days!

Unter den Zaubererscheinungen während des Gusses zeichnet sich eine Artilleriecompagnie, welche ihr Geschütz abfeuert, vortheilhaft aus, und Rodolf (Max), welcher dabei die Courage verliert, stärkt sich durch eine Bratwurst, die er aus seiner Jagdtasche hervorzieht.

So viel zur Befriedigung der Neugierde unsres Publicums nach dem fremden Product, dem es nicht an einzelnen guten Einfällen und originellen Tollheiten mangelt, welches jedoch im Ganzen genommen, einen sehr unbedeutenden Kunstwerth hat. Eine angenehme Zugabe des Buchs sind die geistreichen Zeichnungen, von der Meisterhand des beliebten Cruikshank radirt.

28.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Literarisches Conversations-Blatt für das Jahr 1824, Nr. 274 (27. November 1824), Sp. 1095–1096

Textkonstitution

  • „Zufälle“sic!

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