Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, 15. Februar 1815: Othello

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Theater.

Den 15. Januar. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel von Shakespeare. Die Dichtung des unsterblichen Britten, deren Schönheiten selbst das große Ungeschick derer, die sie für die teutsche Bühne bearbeiteten, nicht zu verwüsten vermochten, gewähren stets großen Genuß, selbst wenn sie nur theilweise gut dargestellt werden; heute war dieß wenigstens mit den beiden Hauptpersonen der Fall. Hr. Bayer gab den Mohren mit vieler Kraft und Wahrheit, und ohne die Grenzen des Schönen zu überschreiten, vergaß er keinen Zug dieses heftigen afrikanischen Gemüths ins hellste Licht zu setzen. Dem. Böhler war ganz die sanfte, liebreizende Desdemona, voll Einfalt und Demuth, ganz in ihren Gemahl versunken und seinem Willen unterthan, die auch während der furchtbarsten Aeußerungen seines Zorns und seiner Eifersucht mit dem Bewußtseyn der Unschuld auch die Hoffnung der Rechtfertigung behält. Desto weniger entsprach Hr. Wilhelmi dem Bilde des Jago: Dieser talentvolle junge Künstler, dem man nur in Stücken dieser Art etwas Kälte und Trockenheit vorwerfen kann, war in dem falschen Bestreben, die schwarze Bosheit Jagos mit Delicatesse darzustellen, zu weit gegangen, ohne zu bedenken, daß das ganze kräftige Gemählde grade dieses starken Schottens bedarf, und Jago von dem Dichter sehr weise als Seitenstück zum Mohren aufgestellt ist um an beiden zu zeigen, wohin Leidenschaften den edlen und den verworfenen Menschen führen können; die Heftigkeit seines Gemüthes, die er vor jenen, die ihm nützen oder schaden können, arglistig verbirgt, soll in den Szenen mit Emilien, der er sich ganz als tyranischer Gebieter zeigt, gewaltsam hervorbrechen; das geschah bei Hrn. W. nicht und seine Darstellung blieb matt und farblos.

Die übrigen Rollen waren mehr und minder vortheilhaft besetzt, vor allen aber schien Hr Löwe die des Rodrigo mit zu viel Gleichgültigkeit behandelt zu haben.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Charlene Jakob

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 2, Nr. 51 (20. Februar 1815), S. 211

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