Aufführungsbesprechung Berlin, Schauspielhaus: Konzert Carl Maria von Webers am 25. Juni 1821

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Conzert des Herrn Kapellmeister Carl Maria von Weber in Berlin.

Nachdem uns dieser geehrte Gast durch drei Vorstellungen seines ächt-romantischen Singspiels: der Freischütz, erfreut hatte*, sollten wir auch Gelegenheit haben, die Vorzüge dieses vielseitigen Künstlers als Klavierspieler und Instrumental-Componisten aufs Neue mit verdienter Auszeichnung anzuerkennen.

In dem vom Herrn Kapellmeister v. Weber am 25. d. veranstalteten Concert ließ sich, nach der geistreichen Ouverture zu Egmont von Beethoven, ein recht geschickter Flötenbläser, Herr Sedlazeck aus Wien, mit sehr schweren Variationen von Keller auf das bekannte Thema eines Russischen Volksliedes hören. Es würde unbillig sein, mit dem bewunderten Drouet, in Hinsicht der unfehlbaren Fertigkeit auf der Flöte, irgend einen andern Virtuosen in Parallele stellen zu wollen. Herr Sedlazeck zeigte besonders vollen, weichen Ton, am schönsten in den Mittel- und tieferen Tönen (deren Umfang Hr. S. durch einen mechanischen Versuch an seinem Instrumente bis zum G erweitert hat), gelungenes Abstoßen und Verbinden der Passaggien u. s. w. In dem von Herrn S. nächstens selbst zu gebenden Concert wird die Eigenthümlichkeit dieses Virtuosen sich ohne Zweifel noch vollständiger zeigen*.

Madame Schulz sang noch dem Flötenspiel eine Italienische Scene von der interessanten Composition des Herrn &c. C. M. v. Weber mit vielem Ausdruck und ganz dem glänzenden Styl des Concert-Gesanges angemessen.

Ein neues Concert-Stück für das Pianoforte mit Orchester-Begleitung hatte Hr. v. Weber erst während seiner hiesigen Anwesenheit, mit Berücksichtigung des Zeit-Geschmacks an kürzeren, und dennoch die Haupt-Gattungen der Concert-Musik umfassenden Sätzen, mit vieler Originalität und gleichsam als ein psychologisches Ton-Gemälde erfunden, welches im Larghetto effettuoso (in F moll) den sehnsuchtsvollen Schmerz weiblicher Klage über die Trennung von dem Geliebten auszudrücken scheint. Der Schmerz wächst in dem Allegro passionato bis zur Verzweiflung an, und verstummt endlich nach den wildesten Ausbrüchen aufgeregter Leidenschaft. Da ertönt in sanft getragenen Fagott-Tönen der entfernte Ruf des wiederkehrenden Geliebten, in dem leise beginnenden und ¦ bis zur größten Stärke der Instrumente anwachsenden, brillanten Alla Marcia wird die wirkliche Rückkehr angedeutet, dem das in Freude des Wiedersehens wogende Rondo giojoso sich anschließt.

Die Pianoforte-Partie dieses Concert-Stücks ist der individuellen Fertigkeit des Componisten und seinem schönen Vortrage ganz angemessen, und wird von der, im Mozartschen Geiste durchgeführten, gehaltvollen Instrumental-Begleitung gehoben, ohne bedeckt zu werden.

Composition und Spiel dieses, auch in seiner Art ganz neuen Klavier-Concerts erhielt enthusiastischen Beifall.

In der zweiten Abtheilung dieser musikalischen Akademie zeigte Herr &c. Boucher in einem Duo für Violin und Pianoforte, welches dieser außerordentliche Künstler mit Herrn von Weber gemeinschaftlich ausführte, den ihm eigenen Humor, ausgezeichnet schönen Ton und gewandte Fertigkeit. Die improvisirte Cadenz war aus den Lieblings-Thematen der neuen Oper des Concertgebers aufgefaßt – eine recht ergötzliche Galanterie.

Indem wir noch den Vortrag der Herren K. M. Lenß und Schunke in einem Adagio und Rondo für zwei Hörner als vorzüglich gelungen erwähnen, eilen wir zum Schluß des Concertes: einer freien, präludirenden Phantasie des Herrn Kapellmeister v Weber auf dem Pianoforte, durch eine meisterhafte, höchst wirksame Behandlung des crescendo und diminuendo in tremulirenden Accorden ausgezeichnet, und durch den sehr fertigen, gerundeten Vortrag des Rondo brillant eigener Composition glänzend vollendet. –

[…]

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Berlin, Schauspielhaus: Konzert Carl Maria von Webers am 25. Juni 1821

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Veit, Joachim

Überlieferung

    Einzelstellenerläuterung

    • „… der Freischütz , erfreut hatte“Die ersten drei Aufführungen der Oper fanden am 18., 20. und 22. Juni 1821 statt.
    • „… ohne Zweifel noch vollständiger zeigen“Zu J. Sedlaczeks eigenem Konzert am 29. Juni 1821 vgl. u. a. die Anzeige in den Berlinischen Nachrichten vom 28. Juni sowie die Konzertbesprechungen.
    • nochrecte „nach“.

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