Aufführungsbesprechung Göttingen: Konzert von Carl Maria von Weber am 17. August 1820
Göttingen. Concerte reisender Tonkünstler im Jahr 1820. Nach der Wiederherstellung der gewöhnlichen akademischen Concerte hatte das hiesige Publikum auch die Freude, mehrere geschätzte Künstler hier zu sehen, welches früher, des kleinen und dabey wenig geübten Orchesters wegen, nicht der Fall war. Zwar kamen in jener Periode die Herren Fürstenau, Spohr und Hermstedt nach Göttingen; allein erstere erfreuten die Verehrer der Tonkunst mit ihrem Flötenspiel bloss bey einer Quartett-Begleitung, letzere hingegen, Spohr und Hermstedt, mussten das Accompagnement mit vielen Kosten herbeyschaffen, indem zu diesen Concerten Musiker aus Cassel, Sondershausen und Clausthal eingeladen und honorirt wurden.
Der erste wirkliche Künstler, welcher uns im verflossenen Jahre durch sein meisterhaftes Spiel ergötzte, war Hr. Hermstedt. Wiewol sein Concert in eine Zeit fiel, in welcher viele der hiesigen Kunstfreunde die Bäder besuchen, so war doch das Auditorium ziemlich zahlreich.
Diesem folgte der geniale C. M. v. Weber, als Mensch und Künstler gleich schätzbar. Wir erfreuten uns acht Tage seines Besuchs* und genossen in dieser Zeit oft in Familienzirkeln die herrlichsten Früchte seines ausgezeichneten Talents. Am schönsten hörten wir ihn in der männlichen Singakademie, wo er sich, nachdem ihm unter mehreren Männerchören auch seine Lützows wilde Jagd vorgesungen worden war, an den Flügel setzte, den Mittelsatz eines eben geendigten Chors von Naegeli ergriff und ihn meisterhaft in freyer Fantasie behandelte*. Sein Concert war sehr zahlreich besucht und das darin von ihm herrlich vorgetragene und | von dem Orchester gut begleitete Clavier-Concert C dur von seiner Composition wurde mit rauschendem Beyfall aufgenommen.
Auf diese beyden Concerte folgte ein drittes, welches die Herren Knop, Herzogl. Meinungsche Kammermusici* gaben. […]
Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Jakob, Charlene
Überlieferung
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Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 23, Nr. 6 (7. Februar 1821), Sp. 92–93
Einzelstellenerläuterung
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„… meisterhaft in freyer Fantasie behandelte“Vgl. die Tagebuchnotizen vom 14. August 1820; demnach handelte es sich um Nägelis Lebenswahrheit.
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„… Knop , Herzogl. Meinungsche Kammermusici“Laut Meininger Adreß-Buch auf 1820 (S. 12) war nur der Cellist Johann Georg Knoop Kammermusikus, sein Bruder, der Geiger Friedrich Wilhelm Knoop (1799–1870), zu diesem Zeitpunkt noch Kapell-Gehilfe.